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Schule in Berlin: Es bleibt nun doch beim Probejahr an Gymnasien

Das umstrittene Probejahr an den Gymnasien wird eingeführt, und die Zugangskriterien für die Aufnahme von Schülern werden nicht verschärft. Darauf hat sich die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus geeinigt. Auch die Linksfraktion ist einverstanden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Das umstrittene Probejahr an den Gymnasien wird eingeführt, und die Zugangskriterien für die Aufnahme von Schülern werden nicht verschärft. Darauf hat sich die SPD-Abgeordnetenhausfraktion am Dienstag nach ausführlicher Diskussion verständigt. Auch die Linksfraktion sieht keinen Änderungsbedarf an dem Senatskonzept, das den künftigen Zugang zu den Berliner Gymnasien regelt.

Wie berichtet, hatten SPD-Bildungspolitiker nach einer Expertenanhörung im Parlament neue Varianten ins Spiel gebracht. Dazu gehörte ein mehrtägiger Probeunterricht für neue Schüler, der das Probejahr ersetzen könnte – gekoppelt mit einer verbindlichen Gymnasialempfehlung, einem strengeren Numerus clausus oder einer Aufnahmeprüfung. „Wir haben die Vor- und Nachteile solcher Alternativen zum Probejahr noch einmal sorgfältig abgewogen“, sagte der SPD-Fraktionschef Michael Müller am Mittwoch dem Tagesspiegel. Entscheidend dafür, am geplanten Modell festzuhalten, sei der Grundsatz: „Der Elternwille muss bei der Wahl der Schule für das eigene Kind im Vordergrund stehen“, so Müller.

Die SPD-Fraktion wollte außerdem daran festhalten, dass die Schulleiter über die Auswahl der Schüler zu 70 Prozent entscheiden könnten. Für die übrigen Bewerber, auch dabei bleibt es, wird ein Losverfahren eingeführt. Das Festhalten am Senatsmodell war nach der Debatte in der Regierungsfraktion unstrittig. Auch die Linksfraktion signalisierte gestern, dass sie keinen neuen Vorstoß für eine Reform der Reform unternehmen wolle. Müller kritisierte in diesem Zusammenhang, dass immer nur über den Zugang zu „den wenigen stark nachgefragten Gymnasien und Gesamtschulen“ geredet werde. Er möchte lieber in den Vordergrund stellen, dass die geplante Sekundarschule die Durchlässigkeit des Berliner Schulsystems bis zum Abitur verbessern und gerechter gestalten werde.

Müllers Hauptargument: Ein Gymnasiast könne nach der 10. Klasse mit fast jeder Schulnote zum Abitur gelangen. Ein Realschüler, der in die Oberstufe wolle, müsse viel bessere Noten mitbringen. Die neue Sekundarschule komme dagegen ohne besondere Zugangshürden aus und erhöhe für viele Schüler die Chancen, das Abitur zu machen.

Die öffentliche Diskussion über das Probejahr ist jedenfalls vorerst beendet. Es wird eingeführt. Bedenken dagegen hatten nicht nur Bildungsexperten von SPD und Linken erhoben, sondern auch der Rat der Bürgermeister und die gesamte Opposition. Zustimmung zum Probejahr kam dagegen vom Landeselternausschuss. Auch Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zeigte sich zeitweilig aufgeschlossen für eine neue Diskussion – obwohl die Schulstrukturreform noch im November vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden soll.

Zöllner ist vor allem an einer breiten gesellschaftlichen Zustimmung zur rot-roten Schulreform gelegen. Zumindest die Anhänger der Grünen hätte er gern mit ins Boot genommen. Auch koalitionsintern wird seit einiger Zeit kritisiert, dass diese Reform der Bevölkerung bisher nicht genügend erklärt wurde. Und es gibt Befürchtungen, dass sie von der Schulbürokratie im Senat und in den Bezirken mangelhaft umgesetzt wird.

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