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Schule: Losverfahren: Linke beharrt auf 50-Prozent-Quote

Das umstrittene Konzept für den Übergang zu Gymnasien und Sekundarschulen bleibt auch vorerst von der SPD unangetastet.

Die umstrittene Verlosung von 50 Prozent der Plätze an beliebten Schulen bleibt auf der Agenda. Trotz vieler Warnungen von Bildungsfachleuten und ablehnender Voten seitens des Landeseltern- und Landesschülerausschusses hat sich der Arbeitskreis Bildung der SPD am Donnerstag für diese Quote ausgesprochen. Zur Begründung hieß es, die Linkspartei wolle sich nicht von der 50-Prozent-Regelung trennen, weil sie Teil des mit Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ausgehandelten Konzeptes sei.

„Die Linke will sich nicht bewegen“, sagte Renate Harant, die Vorsitzende des SPD-Arbeitskreises zum Tagesspiegel. Wie berichtet, hatten Zöllner sowie die maßgeblichen Bildungsfachleute in der Fraktion in den vergangenen Tagen geäußert, dass es nicht unbedingt bei der 50-Prozent-Regelung bleiben müsse.

Dieser Prozess ist nun offenbar gestoppt worden, weil die Linke nicht bereit ist, eine niedrigere Quote zu akzeptieren. Andernfalls würde sie ihr Einverständnis zur Einführung eines Probejahres an den Gymnasien zurückziehen, hieß es. Nun setzen die Gegner der hohen Quote auf den Gesetzgebungsprozess, bei dem auch Fachleuten angehört werden. Möglicherweise werde sich die Linke dann bewegen, so die Hoffnung.

Der Streit um die Höhe des zu verlosenden Platzkontingents ist aber nicht die einzige Hürde auf dem Weg zu neuen Zugangsregelungen für Gymnasien und Sekundarschulen. Nicht wenige in der SPD stellen das gesamt Konzept infrage, weil der Zugang zu den Gymnasien nicht an Leistungen geknüpft werden und einzig ein Probejahr als Korrektiv dienen soll. Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) befürchtet, dass mehr ungeeignete Kinder als bisher zum Gymnasium angemeldet werden, wenn sich erst mal herumgesprochen hat, dass man per Losverfahren auch Zugang zu sehr angesehenen Gymnasium bekommen kann. „Wenn diese Kinder dann im Probejahr scheitern, wird es nach der siebten Klasse einen Riesenwanderzirkus geben“, erwartet Schimmang. Manche Eltern ließen sich nicht davon abbringen, ihr Kind auf das Gymnasium zu schicken „selbst bei eindeutiger Nichteignung.“ Leidtragende seien die Kinder, die letztlich scheiterten, aber auch leistungsstärkere Kinder, denen am gewünschten Gymnasium der Platz weggenommen werde. Schimmang schlägt vor, nur für Härtefälle ein paar Plätze freizuhalten und den Rest nach Leistung zu vergeben. Insgesamt dürften nicht mehr als zehn bis 15 Prozent der Plätze verlost werden.

Zöllner verteidigte im Bildungsausschuss sein Konzept und ging auf Distanz zu den Plänen in Hamburg, wo künftig die Grundschule entscheiden soll, welche Kinder auf das Gymnasium gehen dürfen und welche auf die Sekundarschule. Die Eltern müssten die „zentrale Rolle spielen“, um jedem Kind eine Chance zu geben, betonte Zöllner.

Laut Renate Harant (SPD) soll es dabei bleiben, dass Eltern einen Erstwunsch angeben sowie zwei weitere Schulen, falls der Erstwunsch nicht erfüllt werden kann. Geklärt werden muss noch, wo die Kinder aufgefangen werden, die im Probejahr scheitern. Befürchtet wird, dass dann nur noch Plätze an wenig nachgefragten Schulen übrig sein werden.

Özcan Mutlu (Grüne) erneuerte seine Kritik, dass es „entgegen früherer Planungen“ doch eine Probezeit am Gymnasium geben soll und die Sekundarschulen die Gescheiterten aufnehmen sollen. Dadurch führe man die angestrebte Gleichwertigkeit beider Schultypen ad absurdum. Zöllner verteidigte erneut das Probejahr: „Wenn die Eltern sich irren, muss es eine Korrekturmöglichkeit geben.“ Das sei besser, als schon im Vorfeld den Elternwillen einzuschränken.

Wie berichtet, tragen Landeseltern- und Landesschülerausschuss Zöllners Konzept tendenziell mit, falls die Losquote auf 25 Prozent reduziert wird.

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