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Schindler

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Schule: Streit um Elternvertreter

Lange schien es so, als führe kein Weg an ihm vorbei, jetzt gibt es plötzlich einen selbstbewussten Gegenkandidaten zu Berlins langjährigem Landeselternsprecher André Schindler. Gegner werfen ihm schlechte Arbeit vor, weshalb ihm am Freitag die Abwahl droht.

Am Freitag will Günter Peirisch, Elternvertreter aus Charlottenburg-Wilmersdorf, die „konstruktive Abwahl“ Schindler betreiben. Dies teilte Peirisch am Mittwoch mit. Noch im Januar war Schindler mit großer Mehrheit im Amt bestätigt worden. Dennoch rechnet sich Peirisch gute Chancen aus.

Die Ausgangslage wirkt verzwickt. Da ist zum einen die Front der Schindler-Befürworter. Er setze sich „unheimlich für die Kinder ein“, mache eine „großartige Arbeit und habe den Eltern Gehör in der Bildungsverwaltung verschafft“, findet beispielsweise Ruby Mattig-Krone, Elternvertreterin aus Steglitz-Zehlendorf. Kritikwürdig findet sie nur, dass er „manchmal etwas zu schnell mit Pressemitteilungen war“.

Dies aber ist ein zentraler Angriffspunkt für seine Gegner. „Er spricht über Dinge, ohne dass es der Diskussionslage des Gremiums entspricht“, moniert Vera Vordenbäumen vom Bezirkselternausschuss (Bea) Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn keine Zeit sei, einen Beschluss herbeizuführen, müsse man zumindest klarmachen, dass es sich um eine persönliche Meinung handele. Von einem Nachfolger Schindlers erhofft sich Vordenbäumen auch „mehr Transparenz“.

Zu den Befürwortern einer Abwahl Schindlers gehört auch das Spandauer Bea-Mitglied Frank Heldt. Der „Frust“ sei vor allem in den letzten Monaten gewachsen, berichtet Heldt. Auslöser waren zwei Äußerungen Schindlers. Einmal hatte er gefragt, „ob man wirklich zwei Wochenstunden Ethik benötigt“, dann wehrte er sich gegen ein Gerichtsurteil zugunsten einer Lehrerin, die ein Kind hart am Arm gefasst hatte. Schindler ging so weit, in dem Urteil die „Legalisierung von Lehrergewalt“ zu sehen und erntete Empörung.

Schindler treibe mit derartigen Äußerungen einen „Keil zwischen Eltern und Lehrer“, findet Gegenkandidat Peirisch. Und nicht nur das: Auch im Landeselternausschuss selbst herrsche kein guter Ton. Es gebe ein „Rumgehaue und Rumgemotze“, bedauert der gebürtige Österreicher, der seit 1991 als Projektentwickler in Berlin arbeitet. Schindlers Stellvertreter René Faccin zweifelt aber daran, dass es nach einer etwaigen Abwahl harmonischer zugehen könnte. Tatsächlich klaffen zwischen den Schindler-Gegnern politische Gräben. So arbeitet Vera Vordenbäumen für die Linkspartei, während sich Frank Heldt eher der CDU zuordnet und die Linke schon mal als „verfassungsfeindlich“ bezeichnet.

Freitag wird sich zeigen, ob diese bunte Allianz zumindest bei der Abwahl trägt. Schindler selbst wird wohl keinen direkten Einfluss nehmen können: Der Ingenieur baut zurzeit im Bundeswehrauftrag in Kundus Straßen und sagte gestern, dass er noch nicht wisse, ob er bis Freitag wieder in Berlin sei. Politisch stehe er übrigens bei den Grünen. Er sei dort „seit 2010“ Mitglied. Susanne Vieth-Entus

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