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2012 wird es voll in den Prüfungsräumen. Dann machen gleich zwei Jahrgänge ihr Abitur.

© Volker Hartmann

Schule: Turbo-Abi ist für Eltern ein „Riesenproblem“

2012 werden zwei Jahrgänge gleichzeitig das Abitur ablegen. Wegen der Umstellung müssen die „Turbo-Abiturienten“ im Eiltempo Stoff nachholen. Die Erfahrungen von Lehrern, Eltern und Schülern damit sind unterschiedlich.

Die Empörung war groß: Bei einer Veranstaltung des Landeselternausschusses war von einer „dramatischen Lage“, von „Riesenproblemen“ und „extrem benachteiligten Schülern“ die Rede. Anlass des Ärgers ist der doppelte Abiturjahrgang, bei dem zwei Jahrgänge gemeinsam lernen. Beide Jahrgänge werden das Abitur 2012 ablegen – die Älteren nach 13, die Jüngeren nach zwölf Jahren. Wie die meisten anderen Bundesländer verkürzt auch Berlin die Gymnasialzeit.

Die Eltern der „Turbo-Abiturienten“, die wegen der Umstellung im Eiltempo Stoff nachholen mussten, berichteten, dass in den ersten gemeinsamen Klausuren zum Teil eklatante Unterschiede bei den Noten festgestellt wurden. Die Differenz zwischen den beiden Jahrgängen liege zum Teil bei 1,7 Notenpunkten, sagte ein Vater aus Mitte. Die Elternvertreterinnen der Zehlendorfer Droste-Hülshoff- und Werner-von-Siemens-Gymnasien sagten, auch vormals gute Schüler schrieben in Mathe und Physik plötzlich Vieren und Fünfen. Die Lehrer seien ob der „Gemengelage“ in den Kursen, in denen die Jahrgänge zum Teil gemischt lernen, außerdem „völlig überfordert.“

Zwar verwies Christina Rösch, die in der Senatsbildungsverwaltung für die Gymnasien zuständig ist, auch auf die Vorbereitungen, die für den Doppeljahrgang getroffen wurden: Die Lehrpläne seien verändert worden, es werde mehr Gewicht auf „Kompetenzen“ als auf abfragbares Wissen gelegt. Die Jüngeren hatten bereits in der zehnten Klasse mehr Stunden als die Älteren und belegen auch jetzt mehr Kurse, haben also eine größere Auswahl, welche Kurse sie ins Abitur einbringen. Dennoch stelle sich nun heraus, dass „diese Vorbereitungen völlig ungenügend waren“, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses (Lea) Günter Peiritsch.

Aus anderen Schulen wie etwa dem Biesdorfer Otto-Nagel-Gymnasium oder dem John-Lennon-Gymnasium in Mitte hieß es derweil, bis auf wenige Ausnahmen laufe es recht gut. Die jüngeren Schüler hätten sogar eine bessere „Arbeitshaltung“ als die Älteren. Der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektoren Ralf Treptow sagte, an seiner Schule, dem Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium, mache er die Beobachtung, dass die vormals guten Schüler auch jetzt wieder zu den Guten gehörten. Dass die schlechteren Schüler Probleme hätten, hänge nicht mit dem Doppeljahrgang zusammen. Er halte außerdem nichts von „punktuellen Beobachtungen“ der Klausurnoten, sagte Treptow. Die Semesterzeugnisse müssten ausgewertet werden.

Das versprach Christina Rösch. Die Senatsverwaltung werde die Noten nach den Weihnachtsferien „systematisch abfragen“. Einzelne besonders krasse Fälle wie am Werner-von-Siemens-Gymnasium müssten geprüft werden. Nach wiederholten Forderungen der Eltern, die auf Chancengleichheit ihrer Kinder pochten, sagte Rösch außerdem zu, prüfen zu lassen, ob im Hinblick auf die Noten ein „Ausgleichsverfahren“ zwischen den Jahrgängen möglich sei. Bereits im April hatte es aus der Verwaltung allerdings geheißen, dies sei rechtlich nicht möglich.

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