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Berliner Brennpunktschulen können auf mehr Geld hoffen (Archivbild).

© dpa

Schulen in schwieriger Lage: Geld zur freien Verfügung für die Brennpunktschulen

Zusätzliches Geld für Brennpunktschulen sollen im Haushalt eingeplant werden, bekräftigt SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Es geht um mindestens 100.000 Euro pro Schule.

100 000 Euro für Brennpunktschulen, und zwar zur freien finanziellen Verfügung – dieser Vorschlag, mit dem der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) und der Fraktionschef der SPD, Raed Saleh, im Dezember von einer Reise nach Rotterdam zurückkamen, hörte sich in den Ohren vieler Schulleiter wie ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk an. Und einige wollten es zunächst gar nicht glauben. „Das hört sich so an wie die Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie im Lotto gewinnen würden“, sagte damals der Leiter einer Neuköllner Sekundarschule.
Jetzt scheint sich das Vorhaben aber zu konkretisieren. „Ich gehe davon aus, dass das Geld im Haushalt 2014/15 eingeplant wird“, sagte Raed Saleh am Montag dem Tagesspiegel. Er rechnet mit mindestens 120 Schulen, die infrage kommen – das würde pro Haushaltsjahr mindestens zwölf Millionen Euro bedeuten. „Der Finanzsenator hat seine Zustimmung bereits signalisiert“, sagte Saleh, auch mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sei das Projekt abgestimmt. Die Haushaltsberatungen beginnen in Kürze. Am 5. März will der Senat die Eckdaten beschließen. Bis zur Sommerpause Ende Juni soll der Haushalt stehen.
Die Brennpunktschulen könnten selbst am besten entscheiden, was ihnen helfen würde, betonte Saleh: „Wir müssen weg vom Gießkannenprinzip hin zu einer bedarfsorientierten Förderung.“ Das Geld könne für mehr Sozialarbeiter, für Anti-Gewalt-Trainings oder Sprachcoaches verwendet werden. „Eine Schulleiterin sagte mir kürzlich, dass sie damit jemanden einstellen würde, der auf die Eltern zugeht und diese zur Mitarbeit motiviert“, erzählt Saleh. „Wir können es uns nicht leisten, auch nur auf ein Kind zu verzichten“, sagte Saleh. Ähnliche Ausgangsbedingungen zu schaffen, sei ein ursozialdemokratisches Anliegen. „Es gibt aber große Unterschiede. Nicht an allen Schulen haben Kinder gleiche Chancen.“

Noch nicht klar ist jedoch, nach welchen Kriterien es bemessen werden soll, welche Schulen als Brennpunktschulen gelten. Nach Angaben der Bildungsverwaltung erarbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe mit dem Namen „AG Schulen in schwieriger Lage“ dafür einen sogenannten Indikatorenkatalog. Relevant könnten etwa die Ergebnisse der Schulinspektion, Abbrecher- und Schulschwänzerquoten, Krankenstände und Unterrichtsausfall, die Anzahl der Transferempfänger und der Schüler mit nichtdeutscher Herkunftssprache sein. Wie akut die Not an vielen Schulen ist, zeigt ein Brandbrief, der von Lehrern der Wilmersdorfer Robert-Jungk-Oberschule und der Sekundarschule Wilmersdorf verfasst wurde. Unter der Überschrift „Rettet die Sekundarschulen“ schreiben sie: „Eine Grenze ist erreicht, an der immer mehr von uns krank werden durch Überlastung.“ Sie beklagen, dass durch die Umgestaltung von der Hauptschule zur Sekundarschule die Klassen größer wurden, ohne dass mehr Zeit zur Verfügung stehe. Zudem gebe es in jeder Klasse Kinder mit emotional-sozialen Störungen, die besondere Betreuung bräuchten, während andere auf das Abitur vorbereitet werden sollen. Es fehlten Erzieher und Sonderpädagogen, zudem müsse die Stundenzahl für Lehrer reduziert werden. Rund 90 Pädagogen haben den Brief unterschrieben.

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