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Unter der Lupe. Beim Hochbegabtencamp auf der Schulfarm Insel Scharfenberg schauen die Kinder ganz genau durchs Mikroskop. Bei der Schulinspektion, die von erwachsenen Experten durchgeführt wurde, hat die Schule auf der Insel im Tegeler See hervorragend abgeschnitten.

© Thilo Rückeis

Schulinspektionen: Harte Lektionen für Berliner Schulen

Die ersten 22 Schulinspektionsberichte stehen jetzt im Internet. Zimperlich sind die Gutachter nicht: Neben viel Lob gibt es auch harsche Kritik. Jetzt müssen Schulen ihre Defizite aufarbeiten.

Was Transparenz im Schulbereich bedeuten kann – es lässt sich jetzt erleben: Die ersten 22 Schulinspektionsberichte stehen im Netz und mit ihnen bisher ungeahnte Möglichkeiten, mehr über die Qualitäten und über die Probleme der Berliner Schulen zu erfahren. Allerdings brauchen die Eltern noch Geduld: Es dauert rund fünf Jahre, bis alle rund 700 öffentlichen Schulen inspiziert und die Berichte darüber zu lesen sind.

So viel vorweg: Ein Totalverriss ist noch nicht dabei. Unter den 22 Schulen, deren Berichte bisher ins Netz gestellt wurden, ist keine, die zu den schwächsten fünf Prozent gehört: Dazu zählen jene Schulen, die sofort ein Coaching verschrieben bekommen und sich in kurzer Zeit erneut der Inspektion stellen müssen. Allerdings sind einige der 22 Schulen an dieser Kategorie offenbar nur knapp vorbeigeschrammt.

So heißt es im Fazit über die Emanuel-Lasker-Schule in Friedrichshain, es sei „anzuraten, die Lehrkräfte und die Schulleitung mit einem externen Coaching zur Schulentwicklung zu unterstützen“. Konkret wird vom Inspektionsteam kritisiert, dass sich die ehemalige Realschule noch nicht konsequent zu einer Sekundarschule umgewandelt habe. Schwache Siebtklässler würden mit Hinweis auf ihre Defizite „entmutigt“, aktiv am Unterricht teilzunehmen. Zwar wird den Lehrern bescheinigt, dass sie überdurchschnittlich viele Schüler zu einem guten Schulabschluss geführt hätten, solange die Schule noch Realschule war. Inzwischen werde aber auch auf Leistungstärkere zu wenig Rücksicht genommen. Zudem wird kritisiert, dass der Schulleiter die Lehrer nicht in die Schulentwicklung einbezogen habe. Andererseits wird der Schule zugutegehalten, dass Pünktlichkeit, Höflichkeit und Zuverlässigkeit einen hohen Stellenwerte haben.

Ein Nebeneinander von guten und schlechten Bewertungen gibt es auch an der Marzahner Thüringen-Schule. Einerseits wird dem Rektor attestiert, gute Arbeit bei der Einwerbung von Sponsorengeldern und der Anbahnung von Schul-Kooperationen zu machen. Es gebe auch ein „positives pädagogisches Klima“. Andererseits gibt es schlechte Noten für die Arbeit des Rektors nach innen. Er werde zwar von den Schülern geschätzt, jedoch vermissten die Lehrer, „dass er seine Führungsverantwortung für innerschulische Prozesse wahrnimmt“. Die Inspekteure merken an, dass die Schule nur deshalb Gemeinschaftsschule werden wollte, um ihre Existenz zu retten. Es sei aber nicht genug passiert, um den Unterricht zu reformieren und die Verschmelzung mit der benachbarten Grundschule voranzubringen. Die Pilotphase sei also in doppelter Hinsicht ein Misserfolg. Jetzt wird laut Bildungsstadtrat Stefan Komoß (SPD) erwogen, dass die Schule eine eigene Grundschule aufbaut. An dem Standort werden zwölf Millionen Euro verbaut.

Mehr Freude an ihrem Bericht dürften das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Wilmersdorf, das Buckower Leonardo-da- Vinci-Gymnasium, das John-Lennon- Gymnasium in Mitte oder auch die Kreuzberger Bürgermeister-Herz-Grundschule haben: Ob Unterricht, Schulleitung oder Atmosphäre – es gibt überwiegend ein „A“, also die beste Bewertung.

Im Hinblick auf die eher negativen Bewertungen einiger Schulen mahnt Axel Friede, der Referatsleiter für die Schulinspektionen, allerdings zur Nachsicht. Oftmals handele es sich um Schulen, die sich im Umbruch befänden, weil sie gerade zur Gemeinschaftsschule oder zur Sekundarschule umgewandelt würden. Bei der nächsten Inspektion könne das schon ganz anders aussehen. Im Übrigen weist er darauf hin, dass Schulen die Möglichkeit haben, im Anhang des Inspektionsberichts ihre Ergebnisse zu erläutern.

„Wir sehen den Inspektionsbericht als Anregung und Anstoß“, sagt die Leiterin der 44. Grundschule in Weißensee, Renate Bath. Zwar hätten die Inspekteure „nicht alle Feinheiten“ gesehen, aber sie hätten berücksichtigt, dass die Schule erst vor einem Jahr selbständig geworden sei. Insofern sei „die Richtung okay, auch wenn wir nicht Hurra geschrieen haben“.

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