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Paniertes Putenschnitzel mit Spätzle und Soße, dazu Gurke und Orangensaft. Ein Hauptgericht muss beim Schulessen aus mindestens zwei Komponenten bestehen. Außerdem muss ein Menü Suppe oder Rohkost als Vorspeise und frische Desserts oder Obst als Nachspeise beinhalten.

© Mike Wolff

Schulverpflegung: Kein Essen um jeden Preis

Die größten Schulcaterer Berlins boykottieren die Finanzvorgaben der Bezirke. Für 2,10 Euro wollen sie nicht mehr kochen. Fünf Grundschulen in Friedrichshain-Kreuzberg haben deshalb noch keine Schulverpflegung für nächstes Jahr.

Fünf Grundschulen in Friedrichshain-Kreuzberg wissen derzeit nicht, ob sie ihren Schülern nach den Sommerferien ein Mittagessen anbieten können. Denn die sechs größten Berliner Caterer sehen sich nicht imstande, für den vom Bezirk ausgeschriebenen Preis von 2,10 Euro pro Essen zu kochen: Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 18. Mai haben sich lediglich zwei kleine Anbieter gefunden. Diese sollen nun den Großteil der Schulen versorgen, besagte fünf Grundschulen gingen bisher allerdings leer aus. Unklar ist, ob die kleinen Anbieter, die bisher nur fünf Prozent des Berliner Schulessens liefern, logistisch überhaupt in der Lage sein werden, die Löcher zu stopfen, die die großen sechs Anbieter durch ihre Verweigerung gerissen haben.

Die aber wollen hart bleiben. Nachdem sie bereits seit Jahren klagen, dass sie für das ihnen zugestandene Geld kein qualitativ hochwertiges Essen liefern können, haben sie sich nun zu einem Verband zusammengeschlossen. Vorsitzender ist Rolf Hoppe vom Caterer Luna. Seine Firma beliefert 60 Schulen in der ganzen Stadt. „Für 2,10 Euro pro Essen könnten wir vielleicht jeden Tag einen Eintopf liefern“, sagt Hoppe, „aber kein Essen, das den hohen Ansprüchen an Schulverpflegung genügt.“ Ab einem Preis von 2,80 Euro könne man ein vernünftiges Essen kochen, meint Hoppe. „Im Moment zahlen wir drauf.“ Denn jeden Tag müssen in den Schulen zwei komplette Menüs angeboten werden, bestehend aus Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch.

Peter Beckers (SPD), Bildungsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, will nun Caterer, die nicht zu dem neuen Verband gehören, direkt anschreiben und nach einer Lösung für die unversorgten Grundschulen suchen. Mehr Geld könne der Bezirk jedenfalls nicht für das Essen ausgeben, sagt Beckers. Schon jetzt zahle er bei klammem Haushalt einen sechsstelligen Betrag für die Mittagsverpflegung drauf.

Denn der Senat erstattet den Bezirken lediglich 1,97 Euro pro Essen. Dieser Betrag berechnet sich nach dem Mittelwert, den alle Bezirke durchschnittlich für das Schulessen ausgeben. „Wir sind der Ansicht, dass sich für 1,97 Euro kein vernünftiges Essen kochen lässt“, sagt Beckers. Und deshalb lege der Bezirk freiwillig die Differenz drauf.

Aber auch das reiche nicht, wegen der Steigerungen bei Mindestlohn, Mehrwertsteuer, Energie-, Lebensmittel- und Transportkosten, betont Manfred Liemann, Geschäftsführer des Caterers Greens Unlimited. Auch sein Unternehmen hat deshalb kein Gebot in Friedrichshain-Kreuzberg abgegeben: „Man kann uns nicht mehr abspeisen“, beharrt Liemann.

Etwas besser ist es Reinickendorf ergangen, das 2,20 Euro zu zahlen bereit ist. Hier haben sich für alle Schulen Caterer beworben – „allerdings weniger als sonst üblich“, berichtet Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU). Alle anderen Bezirke haben aktuell keine Schulessen ausgeschrieben, weil ihre bisherigen Verträge noch nicht ausgelaufen sind. Ihre Preise liegen zwischen rund 1,80 und 2,25 Euro.

Stadtrat Beckers wünscht sich, dass alle Bezirke das gleiche Geld für Schulessen zur Verfügung hätten. Doch dazu müsste erst einmal ermittelt werden, was eine Mahlzeit, die den hohen Qualitätskriterien standhält, tatsächlich kostet. Die Bildungsverwaltung hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse sollen im September vorliegen. Caterer und Schulträger sind gespannt. „Ich bin sicher, dass am Ende eine Drei vor dem Komma steht“, sagt Luna-Geschäftsführer Hoppe mit Hinweis auf Hamburg, wo 3,50 Euro pro Mahlzeit bezahlt werden.

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