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Schulwahl in Berlin: Wie bekommt man einen Platz an der Wunschschule?

Die Anmeldungen für die weiterführenden Schulen stehen an. Drei Schulen kann man als Wunsch angeben. Worauf man achten sollte.

DIE AUSGANGSLAGE

Sie gehört zu den stressigsten Phasen im Leben einer Familie: die Suche nach der richtigen Schule. Selbst jene, die bei der Grundschulwahl noch relativ entspannt waren („Lesen lernt das Kind sowieso, da nehme ich doch einfach die Schule vor der Tür“), werden bei der Frage nach der richtigen Oberschule unruhig, denn gerade in der schwierigen Zeit der Pubertät ist die Sorge, dass die Kinder infolge einer missglückten Schulwahl falschen Einflüssen ausgesetzt werden, besonders groß. Wer es darauf nicht ankommen lassen will, hat in diesen Wochen viel zu tun, um dann innerhalb der kurzen Anmeldefrist zwischen dem 13. und 21. Februar die richtige Entscheidung zu fällen.

Denn das Anmeldeverfahren ist kompliziert – weil es gerecht sein soll: Anders als früher ist nicht mehr die Lage der Wohnung entscheidend und auch nicht die Überredungskraft der Eltern, sondern in erster Linie der Zensurenschnitt. Mit anderen Worten: Wer sehr gute Noten hat, muss sich weniger Sorgen machen. Allerdings wird ein Drittel der Plätze per Losverfahren vergeben, sodass auch Faulpelze oder Schüler mit Lernschwierigkeiten mit etwas Glück einen Platz an einer der besten Schulen der Stadt bekommen könnten. Aber der Reihe nach.

DIE SCHULPROGNOSE

Am Anfang steht die Förderprognose. Was das ist, verrät die Bildungsverwaltung: „Die Förderprognose beinhaltet eine Durchschnittsnote, die aus den Zeugnisnoten des 2. Halbjahres der 5. Klasse und des 1. Halbjahres der 6. Klasse gebildet wird. Hierbei zählen die Noten für Deutsch, Mathematik, Fremdsprache und Naturwissenschaften doppelt.“

So weit kann man folgen. Aber weiter geht’s: Je nachdem, was bei der Rechnung herauskommt, empfiehlt die Grundschule den Besuch einer Integrierten Sekundarschule (ISS) oder eines Gymnasiums: Bis 2,2 gelten die Chancen als sehr gut, dass der Schüler das Gymnasium schafft. Ab 2,8 wird direkt die ISS empfohlen. „Im Zwischenbereich von 2,3 bis 2,7 werden weitere Merkmale wie Belastbarkeit herangezogen.“

Die derart akribisch errechnete Förderprognose ist allerdings nicht mehr als eine Empfehlung, denn die Eltern haben unabhängig vom Votum der Grundschule das letzte Wort bei der Wahl des Schultyps. Sie können also selbst bei schlechtesten Noten auf einem Gymnasium beharren, auch wenn sie dann riskieren, dass das Kind im Probejahr scheitert. Dann allerdings haben meist nur noch schwache und schlecht geführte ISS freie Kapazitäten, sodass sich das fälschliche Beharren auf dem Gymnasium letztlich als kontraproduktiv im Hinblick auf die Lernumgebung erweist.

DIE ELTERNAUSWAHL

Unter rund 200 Berliner ISS und Gymnasien die richtige Schule zu finden, ist eigentlich gar nicht so schwer: Durch Geschwisterkinder oder Freunde wissen die meisten Eltern schon ganz gut, welche Schulen in der Umgebung infrage kommen. Drei von ihnen kann man als Wunschschulen angeben. Schulen müssen alle Schüler nehmen, solange sie freie Kapazitäten haben. Wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, greifen die meisten Schulen zur Förderprognose, um die Aufnahmeentscheidungen zu erleichtern. Nur vereinzelte Schulen wie die Schöneberger Sophie-Scholl-Schule (Tag der offenen Tür am 27.1.,12-16 Uhr) machen sich die Mühe, nicht nur nach dem Zensurenschnitt der Förderprognose zu gehen, sondern weiter nach den individuellen Fähigkeiten der Schüler zu fahnden. Zu diesem Zwecke werden mit Hunderten Bewerbern Einzelgespräche geführt.

Um abschätzen zu können, ob man mit seiner Förderprognose überhaupt eine Chance auf seiner Top-Wunschschule haben könnte, erkundigen sich die Eltern meist, mit welchem Schnitt Schüler in den Vorjahren noch aufgenommen wurden. Nicht alle Schulleiter geben darauf aber Antwort, weil sie vermeiden wollen, „dass sich die Familien in falscher Sicherheit wiegen oder aber zu alarmiert sind“, erzählt ein Schulleiter. Denn im System ist viel Bewegung: Sobald sich herumspricht, dass eine Schule eher wenig nachgefragt war, bewerben sich – aus Hoffnung auf einen sicheren Platz – derart viele Schüler, dass man plötzlich mit einer 2,0 chancenlos ist. Daraus folgt: Genaue Prognosen sind nicht möglich, weshalb manche Eltern, die die Ungewissheit nicht ertragen wollen, an eine freien Schule ausweichen. Andere versuchen ihr Kind schon nach Klasse 4 auf das Gymnasium zu bringen, weil man sich dann nicht dem Vabanquespiel der wechselnden Anmeldeströme aussetzen muss und auch nicht dem Losverfahren.

Zur Beruhigung der Eltern könnte man jetzt darauf verweisen, dass in den letzten Jahren immer über 90 Prozent der Schüler Platz an einer der drei Wunschschulen bekamen. Allerdings: 1780 Schüler mussten sich 2017 anderweitig umsehen, und es könnten noch mehr werden wegen der steigenden Schülerzahlen. Am 25. Mai wissen alle mehr: Dann versenden die Schulämter die Bescheide. Wer an keiner der drei Wunschschulen erfolgreich war, bekommt vom Schulamt bis spätestens 4. Juni eine andere Schule genannt. Die muss man aber nur nehmen, wenn man nicht selbst eine Alternative findet.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Gymnasien und Sekundarschulen

Gymnasium:

- Abitur nach zwölf Jahren

- Probejahr

- Sitzenbleiben ab 8. Klasse möglich

- maximal 32 Schüler pro Klasse

- höheres Lerntempo

- zweite Fremdsprache verpflichtend

Sekundarschulen:

- Abitur in der Regel nach 13 Jahren

- Nicht überall eigene Oberstufen

- kein Probejahr

- kein Sitzenbleiben (freiwilliges Wiederholen ist möglich)

- maximal 26 Schüler pro Klasse

- zweite Fremdsprache optional

- zwei Leistungsniveaus

ANMELDEZEITRAUM

Für Klasse 7: 13.-21.2., für Klasse 5: 27.2.- 6.3. Für den Schnelllernertest läuft die Anmeldefrist bis 12.1. Tsp

Weitere Infos: www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege

Ein Mädchen meldet sich im Unterricht (Symbolbild).
Ein Mädchen meldet sich im Unterricht (Symbolbild).

© Daniel Karmann/dpa

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