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Schule: Software gegen digitale Raubkopien Lehrerverbände sind

über Pläne empört

An Schulcomputern soll demnächst offenbar eine Software eingesetzt werden dürfen, mit der Raubkopien und Plagiate entdeckt werden können. Bei diesen unerlaubten Kopien handelt es sich etwa um eingescannte Schulbuchseiten. Hintergrund ist ein Vertrag zum Urheberrecht, den die Kultusminister der Länder mit Schulbuchverlagen und Medienverwertungsgesellschaften bereits im Dezember 2010 geschlossen haben.

Mit einer Software der Verlage sollen digitale Kopien von für den Unterricht bestimmten Werken auf Computern identifiziert werden. Auf mindestens einem Prozent der öffentlichen Schulen soll die Software eingesetzt werden, im Frühjahr könnte es bereits losgehen. Das Programm soll Inhalte auf dem Schulserver mit Textbausteinen aus Schulbüchern vergleichen, heißt es beim Verband VdS Bildungsmedien, der die Schulbuchverlage vertritt.

Der Begriff „Schultrojaner“, von dem in einigen Berichten über die Software die Rede war, sei aber irreführend, sagte Verbandssprecher Christoph Bornhorn. Es handele sich nicht um eine heimliche Überwachung, denn die Schulen seien bereits über den Einsatz der Software informiert. Das Programm solle in Schulintranets, nicht aber auf privaten Rechnern und auch nicht in Mails oder geschützten Bereichen wie den „Eigenen Dateien“ nach Urheberrechtsverstößen fahnden.

Ein solcher Verstoß kann Lehrern bei der Unterrichtsvorbereitung schnell passieren: So ist es etwa nicht erlaubt, dass ein Lehrer eine Abbildung aus einem Schulbuch einscannt und diese dann den Schülern mithilfe eines Beamers präsentiert. Lehrer dürfen streng genommen auch kein Arbeitsblatt am Computer erstellen, wenn sie dazu ein Bild aus einem Schulbuch einscannen.

Entdeckt die Software unerlaubte digitale Kopien, kann es disziplinarische Maßnahmen gegen Schulleiter und Lehrkräfte geben. Das entscheiden aber die Schulträger – die Verlage bekämen nur anonymisierte Auswertungen des Softwareeinsatzes, sagte Bornhorn.

Lehrerverbände sind über die geplante Plagiatssoftware empört. „Schulen kämpfen seit langem vergeblich um ausreichende Mittel für die Anschaffung von Schulbüchern und Arbeitsheften. Sie sind auf Kopien aus aktuellen Werken angewiesen, wenn sie ihren Bildungsauftrag erfüllen wollen“, sagte Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung. Der Leiter des Tegeler Humboldt-Gymnasiums, Bernd Kokavecz, hält die Methode zudem für ineffektiv: Die meisten Lehrer würden ihre Stunden ohnehin zu Hause vorbereiten.

Der Aufklärungsbedarf, was genau die Software nun kann, ist immerhin groß – nicht nur unter Lehrern. Die Piratenpartei hat dazu nun eine Große Anfrage an den Senat gestellt. Sylvia Vogt

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