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Soziale Herkunft: Uni-Bildung wird meist vererbt

Keine neue Öffnung für Aufsteiger: In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten ist die soziale Herkunft für den Zugang zur Hochschule immer wichtiger geworden.

Hatten im Jahr 1993 nur 49 Prozent der Studierenden an Universitäten mindestens ein Elternteil mit akademischem Abschluss, stieg ihre Zahl im Jahr 2007 auf 60 Prozent. Das geht aus dem 10. Studierendensurvey zu „Studiensituation und studentischen Orientierungen“ hervor, den Konstanzer Wissenschaftler unter der Leitung von Werner Georg und Tino Bargel im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung erstellt haben. Befragt wurden 8350 Studierende im Wintersemester 2006/2007.

Auch an den Fachhochschulen (FHs) kommen mehr Studierende aus einer Akademikerfamilie als früher. Vor 15 Jahren hatten nur 30 Prozent der FH-Studierenden Eltern mit Studienabschluss, im Jahr 2007 waren es 44 Prozent. Allerdings stagniere die „akademische Reproduktion“ seit einigen Jahren, nachdem sie in den neunziger Jahren zugenommen habe. Es sei aber „keine weitere Öffnung für neue Kreise der Bildungsaufsteiger festzustellen“, schreiben die Autoren.

Am häufigsten findet „Bildungvererbung“ in der Medizin statt: 66 Prozent der Studierenden haben zumindest ein Elternteil mit Universitätsabschluss. In der Rechtswissenschaft und den Naturwissenschaften kommt die Hälfte der Studierenden aus einem akademischen Elternhaus, in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 40 Prozent. Die meisten Bildungsaufsteiger finden sich im Sozialwesen an FHs. Hier kommen nur 21 Prozent aus einer Akademikerfamilie.

Waren Mitte der sechziger Jahre nur 24 Prozent der Studierenden an Unis Frauen, sind es heute gut die Hälfte (an den FHs 37 Prozent). Unter den Studienanfängern sind sogar 58 Prozent an den Unis weiblich, an den FHs 54 Prozent. Allerdings sind unter den Studierenden der Elektrotechnik an Unis 92 Prozent männlich, an FHs sogar 95 Prozent. In der Veterinärmedizin sind hingegen 86 Prozent der Studierenden weiblich. Besonders stark ist der Anteil von Frauen in den vergangenen 15 Jahren in der Medizin (von 46 Prozent auf 71 Prozent) und in der Rechtswissenschaft (von 40 auf 61 Prozent) gewachsen. Trotzdem erführen Frauen in diesen beiden Fächern häufiger als Frauen in anderen Fachrichtungen „Benachteiligungen und Zurücksetzungen“, schreiben die Autoren unter Berufung auf eine Studie aus dem Jahr 2005.

Dem Survey nach ist die Mehrheit der Studierenden erstmals mit der Qualität des Studiums zufrieden. 72 Prozent sagen, die inhaltliche Qualität des Lehrangebots sei gut oder sehr gut. Mit dem Aufbau des Studiums sind 62 Prozent zufrieden, mit der Durchführung von Lehrveranstaltungen 58 Prozent. Erst 50 Prozent sind hingegen mit der Betreuung einverstanden. Besonders unzufrieden sind die Studierenden der Rechtswissenschaft – den Dozenten des Faches sei das aber offenbar gleichgültig, schreiben die Autoren.

„Außerordentlich relevant“ für die Verzögerung des Studiums seien Ausfälle von Lehrveranstaltungen und Überschneidungen. An den FHs waren 2007 zwei Drittel der Studienanfänger in einem Bachelor-Studiengang eingeschrieben, an den Unis 30 Prozent. Erst drei Prozent studierten im Master. 78 Prozent der Studierenden an Unis sagen, ein Masterstudium im Anschluss sei „sehr nützlich für bessere Berufsaussichten“ (an FHs 60 Prozent).

Bei der Fächerwahl spielen Erwartungen an das Studium eine große Rolle. Studierende der Wirtschaftswissenschaften betonen danach am meisten die Erwartung an Einkommen und Karriere. Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften setzen hingegen vor allem auf die „eigene Entfaltung“.

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