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Studien: Deutschkurse für Migrantenkinder fast wirkungslos

Deutschkurse vor der Einschulung haben nahezu keine Wirkung und können die Sprachdefizite von Migrantenkindern kaum mehr ausgleichen. Das legen mehrere bislang unveröffentlichte Studien nahe.

Die aktuelle Ausgabe der "Zeit" trägt diese Studien zusammen. Demnach unterscheiden sich Vorschüler in Brandenburg, die ein Sprachtraining erhalten haben, kaum von Altersgenossen ohne gezielte Förderung, wie eine Studie der FU Berlin nachweist.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Analyse Ulmer Wissenschaftler, die Sprachkurse in Hessen untersucht haben. Auch nach neun Fördermonaten hinken die Migrantenkinder sprachlich immer noch weit hinter ihren deutschstämmigen Altersgenossen hinterher. "Wir waren erstaunt, dass die Effekte so klein sind", sagte Studienleiterin Steffi Sachse vom Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Schon im vergangenen Jahr hatte eine Studie in Baden-Württemberg ergeben, dass die dortigen Sprachkurse so gut wie keine Wirkung zeigen.

Heute haben fast alle Bundesländer Sprachtests und Deutschkurse für Vorschüler aus Migrantenfamilien eingeführt; in fast jeder Politikerrede zur Integration wird dieses Instrument herausgestellt. Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Sprachentwicklung eines Kindes mit fünf Jahren in ihren Grundzügen abgeschlossen sei. "Eigentlich müsste man spätestens mit drei Jahren beginnen", sagte die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin.

Deutschkurse vor dem Schuleintritt können nicht mehr sein als eine "Notfallmaßnahme", ergänzte Hermann Schöler von der PH Heidelberg. Viel effektiver sei die gezielte Deutschförderung im Kita-Alltag durch die Erzieherinnen. Dafür müsste das Kitapersonal jedoch besser ausgebildet werden. (Tsp)

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