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Mit der Taschenlampe können Kinder Dinausaurierskelette abtasten. Danach führt die Tour in die großen Sammlungen.

© Davids/Gregor Fischer

Tipp für die Winterferien: Im Naturgruselmuseum

Nachtaktiver Ferientipp: Mit Taschenlampe können Kinder auf den Spuren der Dinosaurier wandeln und andere Schätze entdecken. Auch andere Museen öffnen Ihre Türen am Abend.

Kurz nach 17 Uhr liegt die Invalidenstraße im Dunkeln. Ein Mädchen, das Affenlaute von sich gibt, wird aus dem großen Gebäude mit den vier Seitenflügeln geführt. Im Inneren schieben sich die letzten Kinderwagen am 13 Meter hohen Skelett eines Brachiosaurus vorbei und Kinderarme werden in Winterjacken gezogen. Dann reiht sich das Museumspersonal, den geleerten Saal im Rücken, demonstrativ aneinander und schließt die schwere Glastür zur Ausstellung – Feierabend im Berliner Naturkundemuseum. Doch Emil, sechs Jahre, steht noch bei der Kasse. Er trägt ein Stirnlicht um den Kopf und auch eine rot und blau leuchtende Miniglühbirne hat er mitgebracht. Er wartet darauf, dass es losgeht.

Bis Ende Februar kann man dabei sein

Die Dinosaurier im Naturkundemuseum verhalten sich unauffällig. Wirbel für Wirbel bis hoch hinauf zum Schädel erkunden die Teilnehmer der Taschenlampenführungen, die noch bis Ende Februar und dann wieder ab Herbst angeboten werden, mit ihren Leuchten das imposante Skelett. Die Hälfte der Gruppe sind Kinder ab sechs Jahren, die andere Hälfte ihre erwachsenen Begleiter, ein paar sind auch ohne Kinder gekommen.

Vor 100 Jahren wurde das Skelett in Tansania gefunden, erklärt Tourguide Susanne Grube, die am Naturkundemuseum gerade für ihre Dissertation forscht. Während sie spricht, ist es im Saal noch nicht richtig dunkel, weil aus dem erleuchteten Vorraum des Museums ein wenig Licht durch die Glastüren dringt. Doch schon jetzt zeichnet sich ein klarer Vorteil der Taschenlampenführungen ab: Zwei Jungs rennen mit ihren Taschenlampen von vorne bis hinten frei durch den Saal, aus einer Ecke hört man zwei Frauen kichern. Anders als sonst im Museum mit den prüfenden Blicken der Museumsmitarbeiter fühlt man sich im Dunkeln weniger unter Beobachtung.

Ein anderer Blick. Dieser Vogel wurde so präpariert, dass nur seine Adern übrig blieben. Andere Tiere wurden ganz auseinandergenommen: Ihre Körperteile liegen auf verschiedenen Museumsetagen
Ein anderer Blick. Dieser Vogel wurde so präpariert, dass nur seine Adern übrig blieben. Andere Tiere wurden ganz auseinandergenommen: Ihre Körperteile liegen auf verschiedenen Museumsetagen

© Davids/Gregor Fischer

Wir Menschen wirken vergleichsweise plump

Nachtaktive Tiere gibt es im nächsten Raum zu entdecken: Fledermäuse und Eulen gucken von einer fast raumbreiten Wand mit präparierten Tieren. Manche der Augen werfen das Licht der Taschenlampen zurück. Während sich Nachtfalter eher rumpelnd durch die Dunkelheit bewegen, indem sie mit ihren Flügeln gegen etwas stoßen und sich dann einen anderen Weg suchen, kann eine Eule selbst bei schwachem Licht gut sehen. Ihre Augen nützen das vorhandene Licht doppelt, außerdem verfügt sie über ein gutes Gehör. Sie kann eine raschelnde Maus noch 30 Zentimeter unter der Schneedecke ausmachen. Wir Menschen wirken dagegen vergleichsweise plump: Auf dem Weg in den ersten Stock des dunklen Museums kreuzt plötzlich eine andere Gruppe mit Taschenlampen den Weg. Kaum einer hat sie kommen gehört.

Schlagartig wird es kühl - und stockdunkel

Als wir den öffentlichen Ausstellungsbereich verlassen und die Sammlung des Forschungsmuseums betreten, wird es schlagartig kühl. Stockdunkel ist es jetzt, und die Gruppe wird auf einmal ganz leise. Im Lichtkegel werden Reste von schnörkeliger Wandbemalung erkennbar, an der Decke liegt ein Stück Rohr frei. Das Museum wurde 1889 eröffnet. Wer versehentlich an einer Wand ankommt, bekommt weiße Flecken – aber das sieht man natürlich erst später. Erst riecht es staubig, weiter hinten wie in einem alten Turnsaal. Die Mitarbeiter des Naturkundemuseums könnten sich allein am Geruch in den Räumen orientieren, scherzt Grube. Pinguine und Tauben stehen in den alten hölzernen Vitrinen der Sammlung dicht an die Scheibe gerückt. Weil hinter ihnen im Fach und nach oben hin Platz frei ist, wirkt es, als wollten sie raus. „Der Strauß guckt mich böse an“, sagt ein Mädchen. Doch die Eule, die an Harry-Potter-Filme erinnert, wirkt wieder versöhnlich.

Über 30 Millionen Tiere haben hier Platz

Über 30 Millionen Tiere sind im Naturkundemuseum untergebracht. „Das wertvollste Gut in einem Museum ist Platz“, erklärt Susanne Grube und führt in den nächsten Raum. Dort hat sich ihre Kollegin Nina Furchheim blaue Plastikhandschuhe angezogen und holt einen Elefantenfuß aus einem grün lackierten Schrank. Das ganze Fell des Elefanten und sein Rüssel lagern darin übereinandergestapelt. Der sechsjährige Emil hält sich die Nase zu. Weil Wissenschaftler sich meistens für einzelne Organe interessieren, werden Tiere auch oft über die Etagen verteilt gelagert. Der Schädel eines Vogels liegt so in der einen Abteilung, sein Gefieder und die Knochen in einer anderen. Der Elefant ist ein Teil abseitiger Mensch-Tier-Geschichte: 1838 wollte ein Potsdamer Zirkus das brunftige Tier loswerden und vergiftete es mit Blausäure. Auf dem Weg ins Museum ist der Tierkörper wegen Faulungsprozessen noch dazu explodiert.

Knut ist auch da - "früher war er niedlicher"

Angst und Ekel zeigen Kinder auch bei der Taschenlampenführung nur, wenn sie die Reaktion der Erwachsenen sehen, meint Grube. Wenn man ihnen die Dinge als normal präsentiere, seien sie offen. Nur selten, bei Spinnen höre sie mal ein „Igitt“. Auch im Saal mit den Nasspräparaten, wo ganze Schlangen in großen Gläsern lagern – der Alkohol in den Gläsern ist durch das Fett der Organismen gelblich verfärbt – folgen die Kinder den Geschichten der Tour-Guides und ihrem Biologenhumor. Zurück im Ausstellungsbereich wirkt ein Präparat von Gunther von Hagens aus den Blutgefäßen einer Taube selbst im Taschenlampenschein eigentlich harmlos.

Und der präparierte Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo kann mit seinem Raubtierzähnen die Kinder erst recht nicht erschrecken. „Früher war er niedlicher“, kommentiert ein Mädchen trocken und wendet ihre Taschenlampe der nächsten Station zu.

Welche Museen ebenfalls zu den Taschenlampentouren einladen

Abends, nach Ende der Öffnungszeiten, einfach in den Sammlungen bleiben? Das geht in mehreren Berliner Museen. Eine Auswahl.

NATURKUNDEMUSEUM

Termine für die Taschenlampenführungen gibt es freitags und samstags um 18 Uhr ab 8 Jahren und um 20 Uhr ab 10 Jahren. 6./7.2., 13.2., 20./21.2., 27./28.2.; sonntags um 18 Uhr 8.2., 15.2., 22.2. Für Besucher ab 16 Jahren gibt es freitags auch Führungen um 22 Uhr. Eintritt plus Führung: Kinder 9 Euro, Erwachsene 12 Euro; Dauer: ca. 90 Minuten; Kinder nur in Begleitung von Erwachsenen. Adresse: Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin; Telefonnummer: 030/2093-8591. http://www.naturkundemuseum-berlin.de/besucherinfos/bildung/fuehrungen/taschenlampenfuehrung.

MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION

„Was machen die Roboter nachts im Museum?“ Taschenlampen-Führung ab 5 Jahren; 21.2., 18.30–19.30 Uhr, Preis: 1,50 Euro (Der Eintritt in das Museum ist für Kinder frei, für Erwachsene kostet es 4 Euro). Adresse: Museum für Kommunikation Berlin, Leipziger Straße 16, 10117 Berlin, Tel. 030/ 20294205. http://www.mfk-berlin.de/was-machen-die-roboter-nachts- im-museum-taschenlampen-fuehrung/

ZOO-AQUARIUM BERLIN

Jeden zweiten Donnerstag im Monat um 18.15 Uhr im Zoo-Aquarium; nächste Termine: 13.2., 27.2.

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