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Kurz vor ACHT: Ungemütliche Zwickmühle

Ein paar tausend Berliner Eltern bekamen dieser Tage Post aus Niedersachsen: Das Kriminologische Forschungsinstitut aus Hannover bittet um die Einwilligung zur Befragung von Neuntklässlern. Die Forscher wollen mehr wissen über Gewalterfahrungen der Jugendlichen – und zwar sowohl als Täter als auch als Opfer.

Ein paar tausend Berliner Eltern bekamen dieser Tage Post aus Niedersachsen: Das Kriminologische Forschungsinstitut aus Hannover bittet um die Einwilligung zur Befragung von Neuntklässlern. Die Forscher wollen mehr wissen über Gewalterfahrungen der Jugendlichen – und zwar sowohl als Täter als auch als Opfer. Zugesichert wird den Schülern Anonymität und Vertraulichkeit.

Und schon sehen sich die Eltern in einer ungemütlichen Zwickmühle: Einerseits möchten sie vielleicht der Forschung dienen und auch selbst mehr darüber erfahren, welche Rolle Gewalt im Leben der Berliner Jugendlichen spielt. Andererseits warnt der Landeselternsprecher vehement davor, dass Schüler durch die sehr direkten und zum Teil auch suggestiven Fragen Schaden nehmen könnten. Wer möchte schon gern, dass seine 13- oder 14-jährige Tochter gefragt wird, wann sie zum ersten Mal und wie oft sie „mit Gewalt zu sexuellen Handlungen gezwungen wurde“?

Um wirklich entscheiden zu können, ob man sein Kind dergleichen aussetzen will, sollte man den gesamten 33 (!)-seitigen Fragebogen durchsehen. Wer sich diese Mühe macht und beim KFN um die Unterlagen bittet (E-Mail an: kfn@kfn.uni-hannover.de), trifft auf eine Menge aufschlussreicher Fragestellungen zu Fernseh- und Drogenkonsum, Erziehungsstilen der Eltern, zu Lehrern, Mitschülern, sozialer Lage, Engagement in Vereinen, Erfahrungen mit Mobbing, Schwänzen und vielem mehr. Auf dieser Grundlage kann sich jeder Vater und jede Mutter ein eigenes Urteil bilden und ist nicht darauf angewiesen, den Warnungen und Argumenten des Landeselternsprechers oder der Gewaltforscher blind zu folgen. sve

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