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Foto: Henning Kaiser/dpa

© dpa

Ursula Sarrazin: Urlaubsantrag überrascht Beteiligte

Ursula Sarrazin lässt sich beurlauben. Eltern und Kollegen der umstrittenen Lehrerin äußern Unverständnis über die späte Bekanntgabe. Es überwiegt die Hoffnung, dass nun wieder Ruhe einkehrt an der Schule.

Für helle Begeisterung ist das Wetter zu grau. Dennoch hebt der mögliche Abschied von Ursula Sarrazin an der Reinhold-Otto-Grundschule in Westend die seit Wochen getrübte Stimmung. „Das kam wirklich für alle hier überraschend, aber mir soll es recht sein“, sagt ein Vater, der gerade sein Kind abholt. Dass die umstrittene Lehrerin bereits im vergangenen Herbst ihre Beurlaubung beantragt haben soll, können viele kaum glauben. „Wenn schon so lange feststeht, dass sie geht, warum hat sie selber nie etwas gesagt? Dann wäre die ganze Debatte vielleicht nie so hochgekocht“, wundert sich eine Mutter. Die meisten Eltern begrüßen den Rückzug von Ursula Sarrazin. Sie hoffen, dass an der Schule nun wieder Ruhe einkehrt.

Auch im Kollegium herrscht Unverständnis über das Verschweigen des Beurlaubungsantrags. „Das hätte wirklich eine Menge Ärger ersparen können“, sagt ein Lehrer. Das Ehepaar Sarrazin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Einige Eltern wollen sich mit dem Rückzug von Ursula Sarrazin nicht zufriedengeben. Sie werfen der Lehrerin weiterhin Demütigung von Kindern und unverhältnismäßige Strenge vor. „Jetzt kommt sie vielleicht ohne Konsequenzen davon“, schimpft eine Mutter auf dem Schulhof. Beate Stoffers, Sprecherin von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), erklärte, die Prüfung der Vorwürfe gegen Sarrazin würde auch bei einer Beurlaubung weiterlaufen. „Es gibt Gespräche mit dem Kollegium und dem Schulleiter“, so Stoffers.

Landeselternsprecher Günter Peiritsch begrüßte den Rückzug von Ursula Sarrazin. „Für die Reinhold-Otto-Schule ist es eine Erleichterung“, sagte Peiritsch, der auch Elternvertreter im Bezirk ist. Das Wesentliche sei der Schulfriede. Peiritsch hatte Frau Sarrazin vorgeworfen, eben diesen Schulfrieden zu gefährden. Daraufhin bekam er Post von Sarrazins Anwalt. Er sollte eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Das habe er nicht getan, erklärte Peiritsch.

Sehr wahrscheinlich wird dem Beurlaubungsantrag von Ursula Sarrazin entsprochen. Das sei in solchen Fällen die Regel, erklärte GEW-Sprecher Peter Sinram. Nur wenn der Schulleiter nicht auf einen bestimmten Fachlehrer verzichten könne, werde ein Antrag abgelehnt. Während der Beurlaubung werden keine Bezüge gezahlt. Ursula Sarrazin, derzeit 59, könnte sich für rund drei Jahre beurlauben lassen und anschließend mit 63 Jahren in Pension gehen. Dadurch würde sich ihr Pensionsanspruch spürbar verringern. „Das ist vergleichbar mit Angestellten“, sagte Sinram.

Öffentlich geworden waren die Vorwürfe gegen Ursula Sarrazin Anfang Januar durch den Protestbrief eines Vaters. Die Lehrerin behauptete in der anschwellenden Debatte, sie werde wegen der politischen Thesen ihres Mannes „gemobbt“. Inhaltlich wies sie die Vorwürfe zurück. Sie fordere einfach mehr von den Schülern und reagiere bei Regelverstößen konsequenter als andere Lehrer.

Dafür erhielt sie von vielen Beifall. Es meldeten sich aber auch Dutzende Eltern, die schon früher schlechte Erfahrungen mit der Lehrerin gemacht hatten. Eltern aus Westend hatten 2002 ihre Kinder sogar von der Reinfelder Schule abgemeldet, um ihr zu entgehen. Ähnliche Fälle gab es an Sarrazins ehemaliger Schule in Mainz-Laubenheim in den 90er Jahren.

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