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Schule: Volkswagen entdeckt den Roadster

Aufbruch in eine attraktivere Designwelt mit dem Concept R

Dieser flotte Roadster mit seiner scharf geschnittenen dynamischen Front und dem Vförmigen großen Kühllufteinlass soll ein Volkswagen sein? Viele Betrachter dieser Concept R genannten Studie reiben sich verwundert die Augen, sind mehr als überrascht. Denn hier stößt Volkswagen in für Wolfsburg völlig neue Designwelten vor, zeigt, dass man es auch anders kann als bei Touareg, Touran oder dem Golf V. Der gehört zwar zu den unumstrittenen Stars der IAA. Aber nach der Regel, dass die klassische Grundlinie bewahrt bleiben muss, ist auch der neueste Golf trotz seiner Dynamik kein Auto, das beim ersten Blick das Herz schneller schlagen lässt – ganz im Unterschied zum überraschend attraktiv gezeichneten Opel Astra. Für VW hat sich das konservative Design durchaus bewährt, hat den Golf zu einer Design-Ikone werden lassen.

Es fehlen die Spaßautos

Aber es gibt auch eine unverkennbare Lücke im Angebot. Es fehlen die ausgesprochenen Spaßautos und vor allem Autos, die die Gefühle der Betrachter ansprechen. Ein wenig in diese Richtung weist das Cabrio des New Beetle. Eines Autos, dessen Karriere vor fast einem Jahrzehnt ebenfalls mit einer Studie begann – Concept 1 nannte sie sich unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Sie serienreif zu machen, erforderte extreme Mühe, denn sie war ein reines Show-Car. Nun steht, zwischendurch gab es mit Concept D einen Prototyp aus der Phaeton-Entwicklung, Concept R auf der Bühne. Und zeigt dass man in Wolfsburg unter dem Motto „Aufbruch in die Zukunft“ auch anders kann und endlich daran denkt, mit neuem Design zu neuen Ufern aufzubrechen, sich vom allzu biederen Markenimage zu lösen.

Es ist die Handschrift des neuen Designchefs der Markengruppe Volkswagen Murat Günak, der hier beste Erfahrungen hat. Schon als junger Designer war er an entscheidender Stelle mit dabei, als es galt, bei Mercedes-Benz das neue Vieraugen-Gesicht der Marke zu entwickeln. Später schuf er die Studie SLA Vision. Dann sorgte er bei Peugeot für eine wahre Designrevolution, die mit dazu beitrug, dass die Marke mit dem Löwen so erfolgreich wurde, wie nie zuvor in ihrer Geschichte, ehe er zu Mercedes-Benz zurückkehrte, von wo ihn nun VW-Chef Pischetsrieder abwarb. Mit dem Auftrag, dem VW-Design modernes Gesicht zu geben.

Und wohin der Weg führt, lässt sich bei der Studie Concept R bereits klar erkennen. Die geraden Linien und Flächen werden von geschwungenen und muskulöseren Formen abgelöst, der Kühlergrill wird dominanter, die Heckpartien markanter und es kommt mehr Gefühl ins Auto. Diese Linie paart sich beim 4,16 Meter langen und 1,78 Meter breiten Concept R mit einer hochmodernen Technik.

Denn unter der Karosserie des Zweisitzers mit dem voll versenkbaren Verdeck steckt ein Mittelmotor-Chassis mit einem 195 kW (265 PS) leistenden 3,2-Liter-V6-Motor gleich hinter den Sitzlehnen mit den rennwagenähnlichen zwei Karosseriedomen, die nicht nur Überrollschutz sind, sondern auch die GPS- und GSM-Antennen aufnehmen. Der schafft es mit einem höchsten Drehmoment von 350 Nm bei 2800/min, den Roadster binnen 6,3 Sekunden Tempo und – elektronisch abgeregelt – maximal 250 km/h erreichen zu lassen. Angetrieben werden die Hinterräder. Und geschaltet wird mit dem wegweisenden Sechsgang-Direktschaltgetriebe mit Doppelkupplung, das schnellste Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung erlaubt.

Technisch wegweisend ist die Lichttechnik der Studie mit Hauptscheinwerfern und Rückleuchten in neuester LED-Technik. Die eröffnet den Designern einen ganz neuen Gestaltungsspielraum, der hier konsequent genutzt wird. Neue Wege geht man auch beim Innendesign des Concept R insbesondere bei der Gestaltung von Armaturen und Mittelkonsole. Aus poliertem Aluminium bestehen alle Bereiche mit Bedienungselementen und Anzeigen und Teile des klimatisierten Dreispeichenlenkrads. Mit dunklem Hirschleder überzogen ist dagegen der Armaturengrundträger. Überraschend ist das VW-Logo im Lenkrad, denn das wird auf einem extrem leuchtstarken Display mit flexibler Oberfläche erzeugt, sobald man die Zündung per Start-Taste einschaltet.

Sitze sind fest eingebaut

Die beiden Schalensitze sind fest im Fahrzeug verankert. Dafür lassen sich sowohl der aus poliertem Aluminium bestehende Bedien- und Infoblock der Armaturen einschließlich Lenkrad als auch die Pedale elektrisch in die richtige Position fahren. Bei den gefederten Sitzen kann man die Federstärke selbst justieren und die Kopfstützen rücken, sobald man Platz genommen hat, automatisch um fünf Zentimeter nach vorn. Und ein spezieller Aktivschaum unter dem edlen Lederbezug passt sich der Statur der Insassen optimal an. Zudem werden die Kopfstützen nach dem Einsteigen um fünf Zentimeter nach vorn gefahren, um die Halswirbelsäule besonders wirksam zu schützen.

Ganz neue Wege geht man auch bei der Zuordnung der Aufgaben für die Instrumente. So schwenkt die Hauptanzeigeebene mit Tachometer und Motorthermometer nach dem Starten des Motors von rechts ins Cockpitzentrum. Wird die Navigation aktiviert, dann rücken diese Anzeigen an den Rand und im Zentrum erscheinen nun die Navigationsangaben. Gesteuert wird die Navigation über das Volkswagen MMI (Multi Media Interface). Mit diesem kreisrunden System auf dem Mitteltunnel werden auch Audioanlage, die Härte das Fahrwerks und die Telefon-Grundeinstellungen geregelt. Man darf schon heute gespannt sein, ob und wann diese Studie oder zumindest wesentliche Elemente von ihr in ein Serienmodell einfließen. Denn dass man beim Design bei VW unbedingt etwas tun muss, steht bei allen Verantwortlichen außer Zweifel. ivd

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