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Weiter Unklarheit bei Eltern und Kindern: Die Schule am anderen Ende der Stadt

Viele Siebtklässler sind bisher nicht in einer Sekundarschule untergebracht – und müssen wohl weite Wege in Kauf nehmen. Einige warten immer noch auf den Bescheid.

Für rund 60 Kinder aus Tempelhof-Schöneberg, die sich an Sekundarschulen beworben hatten, ist noch immer kein Platz gefunden. Bei der berlinweiten Ausgleichskonferenz der Bezirke am Mittwoch zeigte sich, dass die Schulen der Nachbarbezirke voll und Plätze nur am anderen Ende der Stadt in Marzahn-Hellersdorf, Spandau oder Pankow vorhanden sind. Aus der Senatsbildungsverwaltung hieß es, man arbeite an „kurzfristigen Lösungen“, um noch Kapazitäten zu erschließen, die besser erreichbar sind.

Etwa 25 Kinder aus Tempelhof-Schöneberg können außerdem in einer zusätzlichen Klasse in Kreuzberg untergebracht werden. Bildungsstadtrat Dieter Hapel (CDU) fordert, künftig eine „Wohnort- Quote“ einzuführen: Durch die sehr stark nachgefragten Sekundarschulen im Bezirk habe man 851 Schüler aus anderen Bezirken aufnehmen müssen und deshalb keinen Platz mehr für die eigenen Kinder. „Da sehe ich erhebliche Ungerechtigkeiten“, sagte Hapel.

In Neukölln gibt es im Gymnasialbereich „deutlich mehr Nachfrage als Plätze“, sagte Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD). Zwei zusätzliche Klassen werden am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium eingerichtet, für 42 Kinder fehlen dennoch Plätze im Bezirk. Unterkommen werden die Kinder nun an einer Schule in Spandau. Die Schule sei mit der Direktverbindung der U 7 in 40 Minuten zu erreichen, sagte Giffey. Dennoch rechnet sie mit Klagen.

Steglitz-Zehlendorf kann 26 Gymnasial- und Sekundarschulkinder, für die kein Platz ist, an Charlottenburg-Wilmersdorf abgeben, sagte Bildungsstadträtin Anke Otto (Grüne). Wer den Bezirk verlassen müsse und wer nicht, hänge nun vom Wohnort ab: Wenn jemand etwa in Wannsee wohne, werde man nicht ihn, sondern eher jemanden aus Friedenau an den Nachbarbezirk verweisen.

In den übrigen Bezirken ist die Verteilung weniger schwierig: Friedrichshain-Kreuzberg macht eine weitere Gymnasialklasse auf, um die Kinder des Bezirks unterzubringen und steht damit für beide Schularten gut da. Auch in Pankow können alle Kinder im eigenen Bezirk untergebracht werden. In Reinickendorf hatten zunächst 40 Plätze gefehlt. Durch zusätzliche Klassen am Thomas-Mann-Gymnasium und der Jean-Krämer-Sekundarschule seien nun jedoch alle versorgt, hieß es. Im Bezirk sei jede fünfte Anmeldung aus einem anderen Bezirk gekommen, sagte Schulstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU). Wie viele Kinder sich berlinweit in anderen Bezirken angemeldet hatten, war am Mittwoch noch unklar. Auch die Zahl der Kinder, die nun nicht in ihrem Heimatbezirk zur Schule gehen werden, ist noch nicht bekannt.

Noch immer herrschte am Dienstag außerdem Unklarheit bei einigen Eltern, die sich beim Tagesspiegel gemeldet hatten, ob sie den ersehnten Platz an der Wunsch-Schule bekommen haben. Obwohl die Briefe spätestens Dienstag zugestellt sein sollten, wartete eine Mutter etwa noch immer auf Nachricht über einen Gymnasialplatz in Pankow: „Wir wollen am Freitag in Urlaub fahren und nun Bescheid wissen“, sagte sie.

Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kastantowicz (SPD) sagte, alle Bescheide seien verschickt. Falls Familien am heutigen Donnerstag noch immer keinen Brief hätten, rate sie, im Schulamt nachzufragen. Die Frist für Widersprüche wird dadurch nicht verlängert: Sie beträgt ab dem dritten Tag, nachdem der Bescheid abgeschickt wurde, einen Monat.

Bei Anwälten melden sich derweil immer mehr Eltern, die klagen wollen: Er habe täglich rund 20 Anfragen, sagte etwa ein Schöneberger Anwalt. „Die Erfolgsaussichten sind nicht zu prognostizieren“, dämpft er jedoch die Erwartungen.

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