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Schule: Wenn der Schein das Sein bestimmt

Die Industrie hat ein Marktsegment neu besetzt: Was hat „Offroad“ heute noch zu bedeuten?

Offroader – das sind Fahrzeuge fürs Vorankommen auch dort, wo es keine ausgebauten Straßen gibt. Fahrzeuge also, die wir normalerweise nicht brauchen. Denn unser Straßennetz führt uns auf festen Wegen selbst in kleinste Dörfer. Dennoch hat die Zahl der Offroader in den letzten Jahren permanent zugenommen. Es gibt kaum noch einen Hersteller, der nicht einen oder mehrere Offroader im Programm hat oder für die nähere Zukunft solche Fahrzeuge plant. Soeben erst hat sich Fiat mit dem Sedici in den Kreis der Offroad-Anbieter eingereiht. Und selbst bislang abseits stehende Hersteller wie PSA Peugeot/Citroen entwickeln in Kooperation mit Mitsubishi Offroad-Modelle.

Allerdings trennen die meisten dieser Offroader Welten von den Klassikern. Zwar gibt es auch heute noch einige jener robusten Arbeitsfahrzeuge für härteste Einsätze im Gelände, in der Land- und Forstwirtschaft, in Tagebauen, auf Großbaustellen oder beim Militär. Doch die meisten Offroader zählen nur mehr optisch zur Gattung – und werden im edlen Businessdress und überraschend oft von Frauenhänden gesteuert, wenn es zum Shopping oder mit den Jüngsten zum Kindergarten geht. Die Technik ist vornehmlich für flottes und komfortables Fahren auf der Straße ausgelegt. So fehlen diesen Autos jene robusten Leiterrahmen und Starrachsen und die vielen zusätzlichen Hebel für diverse Sperren und Untersetzungsgetriebe, wie man sie von den klassischen Arbeitstieren in der Szene kennt. Die Bedienung solcher Autos, deren Karriere als „Freizeitfahrzeug“ im Stil eines Toyota RAV4 begann und die heute oft mit dem aus Amerika stammenden Kürzel SUV für Sports Utility Vehicle bezeichnet werden, ist nicht komplizierter als die eines ganz normalen allradgetriebenen Personenwagens. Kehrseite dieser Beschränkung: In wirklich schwerem Gelände kommen solche Fahrzeuge dafür schnell an ihre Grenzen – der rustikalen Optik zum Trotz. Denn für den normalen Betrachter besteht zwischen einer G-Klasse von Mercedes und der M-Klasse kein gundsätzlicher Unterschied, abgesehen vom gefälligeren Design der M-Klasse. Dass er es mit zwei ganz verschiedenen Fahrzeug-Philosophien zu tun hat, bleibt ihm beim optischen Vergleich verborgen.

Die Hersteller von Offroadern haben inzwischen so viele Mischformen entwickelt, dass sich die Szene immer schillernder darstellt. Den ersten Schritt tat bereits vor Jahrzehnten Land Rover, als der Range Rover als absoluter Geländeprofi innen den Komfort einer Luxuslimousine bot. Auch Toyota, Nissan, Jeep und Mercedes stellten solche Edel-Profis auf die Räder. Dann folgten die technisch weniger aufwändigen und dafür straßentauglichen Modelle im Stil eines BMW M5 oder eines Lexus RX. Dann schlug die Stunde der kompakten Offroader und Freizeitfahrzeuge mit Allradantrieb. Schließlich kamen so genannte Crossover-Fahrzeuge wie der Audi Allroad Quattro mit den Elementen eines Kombis und eines Geländewagens. Und mit dem Cayenne gelang es Porsche sogar, Gelände- und Sportwagen zu kreuzen.

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