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Zehlendorf: Kampf der Bordsteinkante

Die Film-AG der Biesalski-Schule erzählt, wie sie es schaffte, einen Sieg für Rollifahrer zu erringen

Mittags vor der Biesalski-Schule, am Zehlendorfer Hüttenweg. Die Klassen 7b und 8b sind auf dem Weg zur Sporthalle auf der anderen Straßenseite. Lautes Geplauder ist zu hören, alle haben sich viel zu erzählen – als plötzlich von hinten Bremsen quietschen und Onur ruft: „Kann mir mal jemand helfen? Ich komme hier nicht alleine hoch!“ Der Schüler sitzt im Rollstuhl, und die Bordsteinkante ist für ihn wie für die meisten Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis.

Die Biesalski-Schule ist eine Schule für Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderung bis zur zehnten Klasse. Auch eine Berufsschule gehört dazu. Viele der rund 200 Schüler sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, einige sitzen im Rollstuhl.

Im Schulgebäude sind die Räume für alle zugänglich gemacht worden. Die baulichen Veränderungen im Umfeld der Schule lassen jedoch immer noch auf sich warten. Im Rahmen eines Filmprojektes in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendbüro in Steglitz-Zehlendorf versuchten die Schüler, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. In ihrem Film werden Schüler im Rollstuhl bei einem Ausflug in die Schulumgebung begleitet. Schnell wird deutlich, dass es gar nicht so einfach ist: Hohe Bordsteinkanten, nicht alle Busse sind ohne Hilfe zugänglich, kein Aufzug im nächstgelegenen U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim.

Aber dann zeigte sich, dass sich doch etwas bewegen kann: Als der Film fertig ist und im Rathaus Zehlendorf gezeigt wird, gelingt es, Unterstützung aus der Politik zu gewinnen. Nach einigen Wochen kommt Bewegung in die Sache: Die Bordsteinkanten in der Schulumgebung wurden inzwischen abgesenkt. „Als ich das gesehen habe, bin ich vor Freude fast umgefallen“, schwärmt Antonia.

Wie wichtig es war, dass etwas passierte, zeigt Pierres Beispiel. Er gehört zu den älteren Schülern und fährt selbstständig mit dem Bus. Bis vor kurzem brachte er sich dabei in Lebensgefahr, denn er musste mit seinem Rollstuhl etwa 100 Meter auf der Fahrbahn des viel befahrenen Hüttenwegs fahren, da es keine abgesenkten Bordsteine gab. „Wenn ein Auto kam, musste es ausweichen“, beschreibt Pierre die schwierige Lage. Das ist jetzt vorbei.

Und was bleiben jetzt noch für Wünsche? Ali hofft auf einen Fahrstuhl am U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim. Jassin schlägt vor, alle Bordsteinkanten abzusenken – „am besten in der ganzen Stadt“. Antonias Herzenswunsch ist, dass es rollstuhlgerechte Busse in allen Buslinien der Schulumgebung gibt. „Die Autofahrer sollen am Zebrastreifen warten, bis ich ganz mit dem Rollstuhl drüben bin“, wünscht sich Onur. Und Julian S. geht es darum, „dass die Leute am U-Bahnhof nicht gaffen. Sie sollen mehr helfen statt nur zu gucken“.

Verfasst von der Film-AG: Antonia Wittor, Julian Kluge, Onur Imre, Julian Skokalsky, Jassin Aichi, Ali Jahed mit ihren Lehrerinnen Friederike Hartmann und Elke Kimmich 

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