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Will Schulen und deren Arbeit durchsichtiger machen: Bildungssenator Jürgen Zöllner

© Kai-Uwe Heinrich

Zöllners Qualitätspaket: Schulen durchsichtiger machen

Bildungssenator Zöllner will die Transparenz verbessern und Leistungsdaten veröffentlichen. Eltern haben ein großes Interesse daran, die Schulergebnisse online zu sehen.

Gegen einen Vergleich wehrte sich Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) gleich zu Beginn energisch: „ Ich möchte keine Bundesligatabellen, sondern faire Vergleichsdaten.“ Damit war Zöllner bei dem zentralen Thema angelangt, über das er am Montagabend im Oberstufenzentrum Handel 1 in Kreuzberg diskutieren wollte. Der Frage, wie viel Transparenz die Schulen brauchen – und ob es den Bildungseinrichtungen gut tut, wenn ihre Leistungsergebnisse von der Öffentlichkeit eingesehen werden können.

Seine Überzeugung, dass Transparenz gut für die Schulen ist, hat der Senator auch in sein angekündigtes Qualitätspaket aufgenommen. Er schlägt dabei mehrere Aspekte vor, die Schulen und deren Arbeit durchsichtiger machen sollen: So sollen wichtige Ergebnisse mit in die Schulporträts hineingeschrieben werden, die online über die Seiten der Bildungsverwaltung abgerufen werden können.

Informieren will Zöllner dort ab dem kommenden Schuljahr über die Ergebnisse der neuen Schulinspektionsberichte. „Außerdem sollen online auch die Leistungsdaten der Schulen veröffentlich werden“, sagte Jürgen Zöllner. Und das, wie gesagt, nicht im Stil einer Bundesligatabelle, sondern in einem „fairen Vergleich“. Für Zöllner bedeutet dies, dass die Schulen mehreren Vergleichsgruppen mit guten und schwächeren Leistungen zugeordnet werden – in denen etwa die unterschiedliche Betreuungsintensität berücksichtigt wird, also der Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache und der lernmittelbefreiten Schüler.

Die Ergebnisse des MSA und des Abiturs sollen laut Zöllners Vorschlag erstmals zum Ende dieses Schuljahres veröffentlich werden, die Resultate der Vergleichsarbeiten von „Vera 3“ und „Vera 8“ würde er gerne schon ab dem Schuljahr 2012/2013 online stellen.

Landeselternsprecher Günter Peiritsch riet im Anschluss zu einer Differenzierung: „Bei dem Transparenzpaket sollte man zwischen innerer und äußerer Transparenz unterscheiden.“ So seien Vera 3 und 8 zwar wichtige Instrumentarien, die jedoch innerhalb der Schulen und Schulverwaltungen betrachtet werden sollten. „Für die Veröffentlichung auf der Schulporträtseite sind sie nicht geeignet.“ Sorgfältig umgegangen werden müsse auch mit den Ergebnissen der Schulinspektionsberichte. „Sonst droht vielen Schulen eine Abwärtsspirale, die schwer aufzuhalten ist.“

Brigitte Wilhelm, die Vorsitzende des Landeslehrerausschusses, kritisierte Zöllners Instrumentarien zur Transparenz: „Die Schüler haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen“, sagte sie. Kritisch äußerte sich auch Lydia Sebold, Schulleiterin der Grundschule am Barbarossaplatz und Vorstandsmitglied des Grundschulverbands Berlin: „Die Veröffentlichungen führen dazu, dass Schüler nur noch für diese Prüfungen lernen und extrem unter Druck stehen“, sagte sie. Es gehe aber auch darum, dass die Kinder lernten, ihre eigene Welt zu gestalten.

Als Gegengewicht zu den anderen Podiumsteilnehmern äußerte sich Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Berlin. „Ich begrüße diese Maßnahmen.“ Schließlich hätten Berliner Betriebe in den vergangen Jahren mit viel zu vielen „nicht ausbildungsreifen“ Azubis zurechtkommen müssen. „Transparenz ist gut für den Wettbewerb“, sagte er. Auch die IHK veröffentliche seit einigen Jahren die Ergebnisse ihrer Prüflinge online. Und er als Vater habe ein großes Interesse daran, die Schulergebnisse online einzusehen.

Der nicht zuletzt als „Mr. Pisa“ bekannt gewordene Bildungsforscher Jürgen Baumert betonte, wie wichtig Transparenz ist: „Wenn Eltern, wie in Berlin, das Wahlrecht haben, setzt dies voraus, dass sie über die Schulen informiert sind.“ Zu den von Senator Zöllner in das Qualitätspaket gelegten Instrumentarien wollte er sich nicht äußern. Er gab jedoch zu bedenken, dass die Angaben absolut zuverlässig sein müssten.

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