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ZWEI LESERBRIEFE ZUM ARTIKEL „DIE GROSSE ERNÜCHTERUNG“: „Beide Schulen waren und sind keine heilen Welten“

DER LEHRER Da schlugen mir, Reiner Haag, heftige Reaktionen auf den Artikel entgegen. Betroffene Kollegen drückten ihre Zustimmung aus, während Kollegen und Schüler der Dag-Hammarskjöld empört reagierten.

DER LEHRER

Da schlugen mir, Reiner Haag, heftige Reaktionen auf den Artikel entgegen. Betroffene Kollegen drückten ihre Zustimmung aus, während Kollegen und Schüler der Dag-Hammarskjöld empört reagierten. Der Artikel würde den Ruf der Schule zerstören, wenn da von Chaos und Mist die Rede ist und Schüler und Lehrer würden verunglimpft. Ich möchte hier klarstellen, dass ich zu keinem Zeitpunkt engagierte Kollegen oder Schüler verunglimpfen wollte. Der Haupttenor des Artikels lag doch darin, dass wir uns in der Bewältigung der Probleme und Schwierigkeiten im Stich gelassen fühlten. Wenn ich an einer Stelle gesagt habe, dass man „Mist“ in der Hand hat, egal, wo man hinfasst, dann war das eine emotionale Reaktion von mir auf Zustände in der Schule und eine Menge Schwierigkeiten, die unsere Arbeit im siebten Jahrgang betreffen und erschweren. Unter den Schülern der Dag löste der Artikel heftige Diskussionen aus. Sie teilten mir ihre Besorgnis mit und ich versuchte, ihnen meine Position zu erklären, die eben ein Schulgemeinschaft schädigendes Schülerverhalten anprangert. Eine Haltung, die ausdrückt: „Ist mir doch egal, wie die Toiletten, die Klassenräume, die Höfe und die ganze Schule aussieht! Hauptsache, ich mache einen sehr guten Abschluss. Der Rest interessiert mich nicht“, kann nicht akzeptiert werden. Einige Schüler waren offenbar der Überzeugung, dass Engagement und schulische Leistung einander ausschließen. Im Laufe des Gespräches änderte sich jedoch diese Position und sie erklärten sich bereit, die Schule zu putzen und mit mir die Toiletten zu renovieren.

Wenn das der Artikel erreicht hat, bin ich sogar bereit, die „Prügel“, die ich dafür bekomme, einzustecken. Leider wurde in dem Artikel nicht erwähnt, dass es in den übrigen Klassen der Dag sehr wohl engagierte Schüler gibt, die als Vertrauensschüler und Schülerexperten einen großen Dienst für die Gemeinschaft leisten.

Viel zu oft tauchte meine Name in dem Artikel auf. Ohne ein Team von hoch engagierten Kollegen, die gemeinsam über die Belastungsgrenzen hinaus arbeiten und sich gegenseitig stützen und unterstützen, wäre ich ein äußerst armer Tropf, der kaum was erreichen würde. Uns ist allen klar, dass wir unsere „Kuschelecken“ an der Werner-Stephan-Schule oder an der Dag-Hammarskjöld-Schule verloren haben.

Aber beide Schulen waren und sind keine heilen Welten. Ich bin außerdem der Überzeugung, dass weniger der Artikel das Image der Schule schädigt, als wenn die Schüler der neuen Sekundarschule zu Hause erzählen sollten, dass sie sich hier aus den unterschiedlichsten Gründen nicht wohlfühlen und zu wenig lernten. Dies zu verhindern, ist die Aufgabe aller Verantwortlichen an der Schule. Ich bin der Überzeugung, dass uns das gelingen wird.

Reiner Haag, langjähriger Lehrer der Werner-Stephan-Schule, die jetzt mit der Dag-Hammarskjöld-Schule fusioniert

DIE SCHÜLER

Wir, die Klasse 10b der Dag-Hammarskjöld-Realschule, waren schockiert über den Artikel über unsere Schule. Unsere Schule ist nicht verwahrlost! Die Ansprüche der Werner-Stephan- Schule bringen Probleme mit sich, die aus verschiedenen Gründen in so kurzer Zeit nicht erfüllt werden können. Nicht zuletzt, weil uns die versprochenen finanziellen Mittel gestrichen wurden.

Bisher, so ist unser Eindruck, haben wir uns den Vorstellungen der Stephan-Schule angepasst, z. B. mit den neuen Unterrichtszeiten. Das bedeutet für uns oft längere Schultage. „Egal, wo man hinfasst, man hat Mist in der Hand“, diese Aussage entsetzte uns alle, da es ziemlich demütigend für die gesamte Schule ist. Uns ist bewusst, dass die technische Ausstattung nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, das halten wir aber nicht für entscheidend. Unsere Ansprechpartner sind nicht Computer, sondern unsere Lehrer.

Wir besuchen seit der siebten Klasse diese Schule und haben uns nie über das Zusammenleben bzw. die Räumlichkeiten beschweren müssen. Wir, bzw. unsere Eltern, haben die Dag-Hammarskjöld-Schule gewählt, weil sie einen guten Ruf hat / hatte und überdurchschnittlich gute Ergebnisse beim Mittleren Schulabschluss aufweisen kann.

Josephine Sausmikat, im Namen aller Schüler der Klasse 10b. Der Artikel, um den es geht, erschien am 7.9. im Tagesspiegel.

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