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Schule: Zwei von hier – offen für Land und Leute

Wie schlagen sich die Viersitzer von VW und Opel im Vergleich? Wir haben den Eos 2.0 FSI und den Astra Twin Top 1.8 gefahren

Zwei Modellen, die im Winter geschlossen unterwegs waren, begegnen wir nun mit offenem Dach. VW baut mit dem Eos das verkaufsstärkste Modell im Segment, Opel hält mit dem Astra Twin Top dagegen. Zudem hat Ford in dieser Saison den Focus im Rennen der Offenen, das dritte Cabrio also im Segment der preisgünstigeren deutschen Viersitzer. Im Test punktet der VW Eos mit seinem kräftigen und kultivierten FSI-Benzindirekteinspritzmotor, sein Kontrahent Opel Astra Twin Top mit günstigem Preis.

Beide Modelle zeigen, es geht bei den Klappdächern aus Metall (und Glas) auch ohne allzu pummelige Heckpartie. Das macht sie zu eleganten Autos mit Emotionen. Zunächst zum Eos: Der offen wie geschlossen harmonisch auftretende Viersitzer verfügt über ein aufwendiges fünfteiliges Cabrio-, Schiebe- und Coupé-Dach. Die Konstruktion ist weltweit einzigartig. Gestreckte Dachlinie, muskulöses Heck, hochwertige Anmutung – das Auge genießt. Der von den Dimensionen her zwischen Golf und Passat angesiedelte Eos verwischt die Grenzen zwischen den Klassen. Das Dach überspannt in weitem Bogen den Innenraum. So kommt echtes Cabrio-Feeling auf, sobald das Stahl-Faltdach geöffnet ist. Nur 25 Sekunden dauert das Schauspiel. Die fünf Teile falten sich mit hoher Präzision im Stand. Das vordere Segment besteht aus Glas und kann als Panoramadach separat geöffnet werden. Es funktioniert wie ein elektrisches Schiebedach; im Winter und bei Regen bleibt es innen hell. Zwölf Sensoren überwachen die komplizierte Dach-Kinematik und ein Steuergerät prüft 250 Parameter. Auf Wunsch tastet eine optionale Einparkhilfe den Raum hinter dem Wagen auf Hindernisse ab, bevor das Dach beim Öffnen oder Schließen ausschwenkt.

Auch dem Open-Air-Genuss beim Astra geht das Spiel der Mechanik voraus: fünf Stellmotoren surren, filigran wirkende Deckelchen, Seilzüge, Gelenke und Scheren-Scharniere bewegen sich im Takt eines unsichtbaren Kapellmeisters, bis die drei sich muschelartig ineinander legenden Dachteile im Gepäckraum verschwinden. Während des Vorganges verkraftet die Mechanik Fahrtwinde bis 30 km/h, obwohl der Klappmechanismus für den Laien verwundbar aussieht.

Im VW-Cabrio fühlen sich die vorn Sitzenden besonders wohl, wenn bei geöffnetem Dach das optionale Windschott (290 Euro) eingesetzt ist. Hinten wird man von der Brise stärker umströmt. Fürs kleine Gepäck ist gesorgt: Geöffnet stehen immerhin 205 Liter Kofferraum-Volumen parat, geschlossen sind es 380 Liter. Im Falle eines (seltenen) Falles schnellen zwei Überrollbügel in 0,25 Sekunden hinter der Rücksitzbank nach oben.

Im Astra Twin Top, der ebenfalls ohne „Rucksack-Design“ auskommt, sitzen Fahrer und Beifahrer geschützt von der flachen Frontscheibe und einer hohen Gürtellinie. Auch ohne Windschott geht es auf den vorderen Sitzen erstaunlich kommod zu – Luftstrom und Verwirbelungen halten sich in Grenzen. Im Fond, wo der Platz stärker eingeschränkt ist als im Eos, stürmt es schon deutlich mehr. Der Kofferraum des Astra Twin Top fasst bei geschlossenem Dach familientaugliche 440 Liter, geöffnet sind es wie beim Eos bescheidene 205 Liter. Im Opel kann das zusammengefaltete Dachpaket per Knopfdruck um 20 Zentimeter angehoben werden, um das Beladen zu erleichtern. Die Zuladekapazität aber ist bescheiden.

Die 150 PS im Eos 2.0 FSI treten souverän auf und sind völlig ausreichend, wenn man nicht den Sprint an jeder Ampel gewinnen will. Wenn es sein muss, beschleunigt er in 10,3 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 210 km/h in der Spitze. Ohnehin ist bei Cabrios das behagliche Cruisen angesagt, das Dahingleiten auf Nebenstrecken durch die Natur oder das Flanieren entlang der Großstadtboulevards. Dort zurückhaltend bewegt, begnügt sich der Eos sogar mit weniger Kraftstoff als den von VW genannten 8,2 Liter Super Plus.

Im Astra 1.8 Twin Top arbeiten 140 PS. Das Opel-Cabrio kann das Leistungs- und Hubraum-Manko nicht ganz verbergen. In der Beschleunigung und vor allem in der Elastizität ist der Vierzylinder mit Fünfganggetriebe nicht so munter wie der Eos-Direkteinspritzer, der trotz seiner langen Sechsgangübersetzung bessere Werte erzielt. Bei den Norm- und Alltagsverbrauchswerten schneidet der Astra etwas günstiger ab.

Unterschiede gibt es bei den Fahreigenschaften: Opel hat den Astra sportlicher ausgelegt, er reagiert spontaner auf Lenkeinschläge und verhält sich in zügig durchfahrenen Kurven ein wenig neutraler. Dies hat jedoch bei beiden keinen Einfluss auf die auf hohem Niveau liegende Fahrsicherheit. Auch der Fahrkomfort kommt keineswegs zu kurz. Das beim Astra etwas bessere Handling wird jedenfalls nicht mit Komforteinbußen erkauft. Grundsätzlich gilt: Dank steifer Karosserie, guter Verarbeitung und gekonnter Fahrwerksabstimmung fühlt man sich im Eos und im Twin Top auf allen Straßen geborgen.

Bei der Anschaffung muss der VW-Kunde etwas tiefer in die Tasche greifen. Der stärker motorisierte und solider wirkende Eos 2.0 FSI kostet 28 672 Euro und damit 2 122 Euro mehr als der Opel Astra 1.8 Twin Top Edition.

VW EOS 2.0 FSI

4,41-Meter langes Cabrio, ausgefeilte Konstruktion mit fünfteiligem Metall-/Glasdach inklusive Schiebedach, echter Viersitzer, ausreichendes Gepäckraumvolumen; kräftiger und kultivierter 2,0-l-Benzindirekteinspritzer FSI, Sechsgangschaltung mit langer Übersetzung; steife Karosserie, hohe Fahrsicherheit, behäbiges Handling, komfortbetonte Abstimmung.

OPEL ASTRA 1.8 TWIN TOP

4,48-Meter-Cabrio, dreiteiliges Stahlklappdach, wenig Bein- und Kopffreiheit im Fond, selbst geschlossen familientauglicher Kofferraum, geringe Zuladung; 1,8-l-Benziner, kurz übersetztes Fünfganggetriebe, niedrige Verbrauchswerte; steife Karosserie, gelungene sportliche Grundabstimmung, großer Wendekreis; günstiger Preis IR

Ingo Reuss

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