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Berlin: Schulen rüsten sich gegen rechte Hetze Warnung vor Agitation mit Musik-CDs

Nach Ferienende müssen die Schulen verstärkt damit rechnen, dass CDs mit rechtsextremistischem Inhalt an ihre Schüler verteilt werden. Entsprechende Hinweise der Verfassungsschützer haben jetzt die Bildungsverwaltungen von Berlin und Brandenburg dazu veranlasst, ihre Schulen zu alarmieren.

Nach Ferienende müssen die Schulen verstärkt damit rechnen, dass CDs mit rechtsextremistischem Inhalt an ihre Schüler verteilt werden. Entsprechende Hinweise der Verfassungsschützer haben jetzt die Bildungsverwaltungen von Berlin und Brandenburg dazu veranlasst, ihre Schulen zu alarmieren. Sie werden dringend aufgefordert, die Innenverwaltung und die Schulaufsicht zu informieren, falls bei ihnen entsprechende CDs auftauchen.

Zudem sollen die Lehrer im Unterricht „über die Hintergründe rechtsextremistischer Musik und Propaganda umfassend informieren“, heißt es in einem Schreiben der Senatsverwaltung für Bildung, das in diesen Tagen den Schulen zugeht. Die Schüler sollten darin gestärkt werden, derartige CDs zurückzuweisen. Zudem müsse man ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie sich „im Falle des Besitzes dieser CDs vertrauensvoll an ihre Lehrkräfte wenden können“.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) nahm gestern eine große Schulleiterberatung im Jüdischen Museum zum Anlass, um vor den drohenden Aktivitäten der Neonazi-Szene zu warnen. „Wir dürfen den Rechtsextremen keinen Raum geben“, appellierte er. Zudem erhielten alle Schulen eine CD zum Umgang mit „Rechtsextremismus im Internet“. Dort werden unter anderem pädagogische Modelle zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus vorgestellt.

Außerdem verteilte Reiche ein umfassendes Papier des Mobilen Beratungsteams (MBT), in dem die Schulen Hinweise zum Umgang mit rechtsextremen Aktivitäten erhalten. Dort heißt es unter anderem, dass die Schulen mittels Schülerzeitung und Gremien „Öffentlichkeit schaffen“ und die Vorkommnisse keinesfalls verschweigen sollen. Zudem sollten sich die Lehrer „gut vorbereiten“, bevor sie Diskussionen über die von Rechtsextremen angesprochenen Themen führen.

Wie berichtet, gibt es seit dem Frühjahr Hinweise darauf, dass die Neonazi-Szene verstärkt an Schulen Einfluss gewinnen will. Vergangene Woche hieß es dann seitens der Innenbehörden, dass mit der massenhaften Verteilung von entsprechenden CDs nach den Sommerferien zu rechnen sei.

Die Schulbehörde in Berlin ist nicht zuletzt deshalb so alarmiert über die drohende Agitationsflut, weil die antisemitischen Vorfälle im vergangenen Schuljahr ohnehin schon rapide zugenommen haben. „Du Jude“ bürgere sich zunehmend als gängige Beschimpfung ein, registrieren Pädagogen, die sich im „Standpunkte-Projekt“ gegen Rechtsextremismus engagieren. In den West-Bezirken kommt hinzu, dass sich muslimische Schüler mit rechtsextrem gesinnten christlichen Schülern bei antisemitischen Aktivitäten zusammentun.

In den östlichen Bezirken kommt dieses Phänomen selten vor, da es kaum muslimische Schüler gibt, mit denen sich die Neonazis verbinden könnten. Dort passiert es stattdessen, dass sich Schüler weigern, auf Exkursionen Moscheen zu besuchen, berichtet Karla Werkentin, Leiterin der Weißenseer Heinz-Brandt-Hauptschule. Sie schätzt, dass bei ihr jeder fünfte Schüler ausländerfeindlich gesinnt ist.

Weitere Infos unter:

www.lisum.de

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