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Mehr Initiative der Eltern wird künftig in Sachen Schulessen gefragt sein. Wenn Eltern zum Beispiel selbst Verträge mit Caterern abschließen würden, dann wäre eine Versorgung mit regionalen Lebensmitteln durchsetzbar.

© dpa

Schulessen: Schnelle Hilfe ist nicht in Sicht

Die Bezirke können sich eine höhere Qualität des Schulessens nicht leisten. Und die Gesetzeslage verhindert, dass Caterer zur Verwendung regionaler Produkte gezwungen werden können.

Selten wurde ein Ferienende so herbeigesehnt: Bezirke und Eltern warten händeringend auf eine Richtungsentscheidung der Politik in Sachen „Schulessen“. Vor allem auf eine Antwort zu der Frage, woher die Millionen für ein besseres Schulessen kommen sollen. Die erscheint noch dringlicher nach der gerade erst ausgestandenen Masseninfektion mit verdorbenen Erdbeeren des Caterers Sodexo.

„Wir haben kein Geld, um ein besseres Essen bezahlen zu können“, lautete am Montag die klare Ansage von Elfi Jantzen. Die grüne Bildungsstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf hat Grund zur Besorgnis: Im Januar muss sie in ihrem Bezirk das Schulessen neu ausschreiben, weil die Verträge im Sommer auslaufen. Noch weiß Jantzen aber nicht, welche Preise sie als Obergrenze in den Ausschreibungen nennen kann.

Dabei gehört Charlottenburg-Wilmersdorf schon zu den Bezirken, die mehr zahlen als die meisten anderen: 2,20 Euro bekommen die Caterer, also rund 20 Cent mehr als in vielen anderen Bezirken. Aber auch diese 2,20 Euro reichen nicht aus, um ein qualitativ gutes Mittagessen zu kochen, wie seit der Hamburger Studie über Schulessen feststeht. Jantzen und ihre Kollegen aus den anderen Bezirken hoffen jetzt auf eine Sitzung Ende Oktober mit Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD). Dort soll es laut Jantzen um die Konsequenzen aus der Schulessenstudie gehen.

Ilkin Oezisik ist sich aber nicht so sicher, dass es eine schnelle Entscheidung gibt. „Die Geldfrage wird am Ende gelöst“, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Erstmal müsse über Qualität gesprochen werden und über die Frage, „wer wo kocht“. Oezisik bezweifelt, dass das Essen besser wird, nur weil der Preis steigt. Um diesen Zusammenhang herzustellen, müssten erst die Qualitätsstandards festgezurrt werden. „Ab nächster Woche müssen wir das klären“, stellt der Bildungspolitiker in Aussicht. Möglicherweise werde es darauf hinauslaufen, dass mehr vor Ort gekocht werden müsse, um leichter Masseninfektionen verhindern zu können, wie jetzt nach dem Verzehr der Erdbeeren. Im Übrigen kann er sich vorstellen, dass die Eltern einkommensabhängig zur Kasse gebeten werden, um die Mehrkosten für das Essen zu finanzieren.

Falsch ist die Erwartung vieler Eltern, die gehofft hatten, dass die Bezirke in ihren Ausschreibungen die Caterer zur Verwendung regionaler Produkte zwingen können. „Das lässt das Vergaberecht nicht zu“, sagt die Wirtschaftsverwaltung. Anders verhält es sich allerdings, wenn nicht die Bezirke, sondern die Eltern selbst Verträge mit Caterern abschließen: Solange die öffentliche Hand nicht beteiligt sei, „gelten die strengen Vergaberichtlinien nicht“, erläutert Sabine Schulz-Grebe von der Vernetzungsstelle für Schulverpflegung. Die Vernetzungsstelle hofft, dass sich die aktuelle Diskussion um Preise und verdorbene Erdbeeren unterm Strich positiv auf die Qualität des Berliner Schulessens auswirken wird. Die Lebensmittelwächter von „Foodwatch“ drängen zudem darauf, dass die Hygieneämter „endlich gezwungen werden, die Ergebnisse ihrer Hygienekontrollen namentlich zu veröffentlichen“.

Die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz betonte am Montag, dass noch immer nicht feststeht, ob die tiefgefrorenen Erdbeeren des Caterers „Sodexo“ tatsächlich Auslöser für die Epidemie waren. „Es wird weiter untersucht“, hieß es. Wie berichtet, sind die Indizien aber so stark, dass Sodexo Entschädigungen für die Erkrankten in Aussicht gestellt hat. In welcher Form und Höhe wurde am Montag auf Anfrage noch nicht mitgeteilt.

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