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Berlin: Schulleitern wird eine Unterrichtsstunde erlassen

Rektoren sollen mehr Zeit für Leitungsaufgaben erhalten. Opposition: Ermäßigung ist unzureichend

Berlins Schulleiter müssen künftig eine Stunde weniger unterrichten, um den zusätzlichen Aufgaben, die auf sie zukommen, besser gerecht werden zu können. Dies hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) jetzt im Rahmen seiner Informationskampagne zum neuen Schulgesetz angekündigt. Viele Schulleiter bezeichneten die Stundenermäßigung auf Nachfrage als „lächerlich“. Allerdings sei es immerhin „ein Schritt in die richtige Richtung“. Böger selbst will die Entscheidung als „Geste“ verstanden wissen. Er muss die dafür notwendigen 1,8 Millionen Euro für 40 Stellen (à 45 000 Euro) aus seinem Haushalt erwirtschaften.

Die Unterrichtsverpflichtung der Schulleiter hängt generell von der jeweiligen Schulart ab. An Gymnasien beispielsweise müssen sie 13 Stunden geben, genau halb so viele wie die Lehrer. Seit langem fordern die Schulleiter, dass sich das Unterrichtssoll nach der Größe der Schule und dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand richtet. Angesichts des neuen Schulgesetzes wurden diese Stimmen lauter.

Insbesondere beunruhigt es die Schulleiter, dass sie ab sofort selbst für die dienstlichen Beurteilungen der Kollegen zuständig sind. Diese Beurteilungen sollen künftig so ablaufen wie im übrigen öffentlichen Dienst. Dies bedeutet, dass zunächst ein Anforderungsprofil für die einzelnen Lehrer erstellt werden soll. Etwa ein Jahr vor dem turnusmäßig anstehenden Unterrichtsbesuch muss ein Gespräch geführt werden, bei dem Schulleiter und Lehrer sich über die gegenseitigen Erwartungen etc. austauschen können. Bei einer durchschnittlichen Kollegiumsgröße von 50 Lehrern kommt also einiges auf die Schulleiter zu.

Darüber hinaus sollen sie künftig ihr Budget für Lehr- und Lernmittel sowie für die so genannte kleine bauliche Unterhaltung selbst verwalten, die Entwicklung eines Schulprogramms vorantreiben und die Qualitätskontrolle verantworten. Ludger Pieper, Abteilungsleiter in der Senatsbildungsverwaltung, weist allerdings darauf hin, dass der stellvertretende Schulleiter etliche Aufgaben mit übernehmen könne.

Die Schulpolitiker der Bündnisgrünen und der FDP, Özcan Mutlu und Mieke Senftleben, plädieren dennoch dafür, den Schulleitern mehr Unterricht zu erlassen als nur die eine Stunde. Es gehe nicht an, dass Schulleitung weiterhin als „Halbtagsjob“ betrachtet werde.

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