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Berlin setzt auf Holz als Baustoff.

© dpa

Schulneubau in Berlin: Senat lässt neue Schulen aus Holz bauen

Neue Schulen braucht die Stadt – entstehen sollen diese nun aus nachwachsendem Material. Auch andere Bauherren setzen zunehmend auf Bäume als Baustoff.

Der Auftrag ist schon raus: 30 Millionen Euro wird die Integrierte Sekundarschule in Mahlsdorf kosten und die europaweite Suche nach einem Generalübernehmer läuft. Für zwei weitere Bildungseinrichtungen in Lichtenberg – an der Konrad-Wolf-Straße sowie an der Sewanstraße – hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Ausschreibung vor wenigen Tagen per öffentlicher Bekanntmachung angekündigt. Noch in diesem Jahr werden die Aufträge erteilt und es wird gebaut. „Im August nächsten Jahres kommen die ersten Schüler“, sagt Architekt Andreas Krawczyk – die Wette gilt.

BER, Staatsoper und Staatsbibliothek Unter den Linden – Berlin und Bauen, das geht nicht zusammen. Geht wohl doch, jedenfalls spricht dafür die Abwicklung des „Modellvorhabens zur Beschleunigung von Schulbaumaßnahmen“. Das sieht den Bau von zehn Schulen mit knapp 3000 Plätzen unter Federführung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vor. Die Leute von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) leisten gleichsam „Amtshilfe“ für die Bezirke. Und damit alles ganz schnell geht, werden die Bildungseinrichtungen in „Modulbauweise“ errichtet und die ersten seit wenigen Tagen ausgeschriebenen sogar: aus Holz.

Kritiker befürchten eine Kommerzialisierung der Schulen

Die Ausschreibung der Bauleistungen bringt Bewegung in eine Debatte, die zuletzt von der umstrittenen „Privatisierung“ des Schulbaus in Berlin geprägt war: Rund sechs Milliarden Euro will der Senat in den Neubau und die Sanierung von Schulen investieren. Einen großen Teil der Projekte soll die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge realisieren. Dazu soll sich diese auch verschulden können und die Kreditzinsen über „Mietzahlungen“ der Schulen refinanzieren. Darin sehen Kritiker einen Einstieg in Privatisierung und Kommerzialisierung der Schulen und ihrer Flächen.

Ungeachtet der Kritik bereitet sich die Howoge auf die neuen Aufgaben vor: Anfang des Jahres hat die Landesfirma die private Bau- und Projektmanagement GmbH „Kramer + Kramer“ übernommen und deren knappes Dutzend Planer in den Konzern integriert. Howoge-Chefin Stefanie Frensch sagte: „Damit sind wir sowohl für die mit dem Berliner Senat vereinbarte Realisierung von 1500 Neubauwohnungen pro Jahr als auch für zusätzliche Aufgaben wie den Schulneubau hervorragend aufgestellt“.

Während dort aber erst die Voraussetzungen für den Einstieg in den Schulbau geschaffen werden, treiben die Planer der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit den Architekten die modularen Schnell-Schulbauten mit Hochdruck voran. Aber die ersten Neubauten ausgerechnet aus Holz? Da denkt man an Blockhaus, Skihütte und vielleicht noch an Gartenschuppen. Doch der Eindruck täuscht: Vor allem unter Berliner Architekten hat der Baustoff einen guten Ruf. Schon vor rund zehn Jahren hatte Architekt Tom Kaden das erste Mehrfamilienhaus aus Holz errichtet, natürlich im umweltbewegten Stadtteil Prenzlauer Berg. „E3“ heißt es, steht an der Esmarchstraße 3 und erhielt den Deutschen Holzbaupreis. Es folgte ein Siebengeschosser an der Christburger Straße 13 vom selben Architekten, ebenfalls aus Holz. Auch die Genossen und Clubveteranen vom „Holzmarkt“ am Friedrichshainer Ufer der Spree haben ihre Wohn- und Arbeitsblöcke von den Architekten Graft sowie Jan Kleihues aus Holz planen lassen. Fünf Türme sollten aus einem gemeinsamen Sockel herauswachsen, mehr als 40 Meter in die Höhe.

Nur zwei Jahre Bauzeit

Noch sind das nur Pläne, eine Baugenehmigung gibt es bisher noch nicht. Für den ersten Schulneubau des Frankfurter Büros NKBAK läuft dagegen bereits die Ausschreibung. „Das einzige, was möglicherweise nicht aus Holz sein wird, ist die Fassade“, sagt Architekt Andreas Krawczyk. Alles andere entsteht aus Holz: Wände, Decken, tragende Struktur. Warum der Holzbau dann aber mit einer Metallfassade gleichsam getarnt werden muss? Weil dann auch mal ein Fahrrad gegen die Außenhaut fallen kann ohne eine Kerbe zu hinterlassen, sagt der Architekt. Und weil die Häuser in der Umgebung eher nicht aus Holz sind, sondern eben aus Stein. Aber entschieden ist noch nichts, gut möglich, dass eine oder zwei der drei Schulen des Architekten auch eine Holzfassade bekommen.

Der größte Vorteil des Projektes sind die kurzen Bau- und Planungszeiten: Während Schulneubauten im Durchschnitt mehr als sechs Jahre brauchen, sind es hier gut zwei. Das hat nicht vorrangig mit dem Baustoff Holz zu tun, sondern mit der Bauweise aus vorgefertigten „Modulen“. Diese werden in der Fabrik vorfabriziert und dort auch gleich mit Stromleitungen, Fenster- und Tür-Rahmen ausgestattet. Die vorgefertigten Module werden dann per Lastwagen auf die Baustelle transportiert, wo sie gleichsam nur noch zusammengeschraubt werden. Die Bauleute sind dadurch weniger vom Wetter abhängig, was die Gefahr von Bauverzögerungen verringert.

Deshalb ist der Architekt auch so zuversichtlich, den Zeitplan einhalten zu können. Zumal dies auch bei ähnlichen Schulbauten aus Holz in Frankfurt gelang.

Die Schulneubauten aus Holz sind drei von zehn Schulen aus dem kurz Mobs genannten beschleunigten Bauprogramm. Damit reagiert der Senat auf den akuten Mangel an Schulplätzen durch die stark wachsende Bevölkerung in Berlin. Insgesamt entstehen laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres „50 Schulneubaumaßnahmen, mit denen wir rund 26.400 Schulplätze schaffen und 2400 Schulplätze erhalten“. Hinzu kommen Ergänzungs- und Erweiterungsbauten mit weiteren 33.800 Schulplätzen.

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