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Die Berliner Schulpolitik hat so einige Baustellen.

© picture alliance / Julian Strate

Schulpolitik in Berlin: Koalition geht auf Distanz zur „Flüchtlingsschule“

Zusätzliche Millionen für mehr Personal und mehr Sozialarbeit. Besonders für schwierige Schüler sollen so Perspektiven geschaffen werden.

Schüler ohne Abschluss – Flüchtlinge ohne Perspektive: Diese zwei Problemfelder will die Koalition durch neue Schwerpunktsetzungen angehen und im Doppelhaushalt 2018/19 mit Ausgaben von rund vier Millionen Euro zusätzlich ausstatten, wie die bildungspolitische SPD- Sprecherin Maja Lasic am Mittwoch auf Anfrage mitteilte.

Demnach geht es um drei verschiedene Bereiche, die gestärkt werden – und in denen die rot-rot-grünen Bildungspolitiker zum Teil andere Wege gehen als Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Besonders deutlich wird dies beim Schwerpunkt „junge Geflüchtete“: Es sollen 16 dezentrale Lerngruppen gebildet werden, in denen vor allem besonders förderbedürftige Schüler individuell begleitet und praxisnah beschult werden sollen, damit auch sie den Übergang in Ausbildung oder Beruf schaffen.

„So wollen wir die Beschulung der Geflüchteten in der Teske-Schule überflüssig machen“, betonen die Bildungspolitiker, die sich so ausdrücklich von der zentralen Beschulung, wie sie durch die Bildungsverwaltung in der ehemaligen Teske-Schule passiert, distanzieren.

Das Ziel: 80 Prozent

Der zweite Schwerpunkt liegt auf einer Stärkung der Schulsozialarbeit: Von den zusätzlichen 1,2 Millionen Euro sollen bis zu 20 Schulen profitieren – mutmaßlich Schulen in schwieriger sozialer Lage gehen.

Dies gilt auch für den dritten Schwerpunkt, die Stärkung von abschlussgefährdeten Jugendlichen: Ihnen sollen junge Universitätsabsolventen an die Seite gestellt werden, um einen Abschluss und den Übergang in die Ausbildung zu schaffen.

Erklärtes Ziel ist es, dass für „mindestens 80 Prozent der Klasse“ eine Anschlussperspektive gefunden wird – ein anspruchsvolles Ziel, angesichts der Tatsache, dass es Schulen gibt, an denen nur fünf oder zehn Prozent der Zehntklässler den Weg in eine duale Ausbildung finden. Konkret geplant ist, dass die Bildungsinitiative „Teach first“ jeweils zwei Mitarbeiter in 20 Schulen schickt.

Das Motto: "Teach first"

„Teach first“ bietet Schulen schon seit 2009 Unterstützung an. Zu diesem ersten Jahrgang gehörte auch Maja Lasic, die damals als promovierte Biochemikerin an einer Brennpunktschule für „Teach first“ tätig war und selbst erlebt hat, was dieser Ansatz bewirken kann. Allerdings hat die Bildungsverwaltung bislang kaum Gebrauch von „Teach first“ gemacht.

Neben diesen Schwerpunkten haben die Koalitionäre zusätzliche Gelder für weitere Projekte durch Umschichtungen im Haushalt festgelegt. Gefördert werden sollen demnach die unabhängigen Ombudsstelle Jugendhilfe, die Fachstelle für Queere Bildung, die Demokratiebildung von Schülern, die Anleitung von Quereinsteigern im Erzieherberuf an Schulen sowie der Ausbau des Jugendkulturservice.

Das Gesamtpaket soll an diesem Donnerstag im Bildungsausschuss beschlossen werden. Der umgeschichtete Millionenbetrag kommt unter anderem aus dem Budget für die Sanierung von Berufsschulen, weil diese Mittel absehbar sowieso nicht 2018/19 verbaut werden könnten, heißt es zur Begründung.

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