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© Spiekermann-Klaas

Schulreform: Eltern haben viele Fragen

Bei den Tagen der offenen Tür an den künftigen Sekundarschulen herrscht noch viel Ratlosigkeit – aber auch Zweckoptimismus.

„Wer ist schon über die Sekundarschulen informiert?“, fragt Günther Schrenk, der Leiter der Lichterfelder Max-von- Laue-Schule. Die rund 50 Mütter und Väter, die vor ihm in der Aula sitzen, blicken fragend zu ihren Sitznachbarn. Die Sekundarschule kommt – aber was es damit auf sich hat, wissen die wenigsten.

Die Max-von-Laue-Schule, bisher Real- und ab August Sekundarschule, versucht das an ihrem Tag der offenen Tür mit Infoblättern und Gesprächen zu ändern. Obwohl sie selbst noch mitten in der Umwandlung steckt: Eine Prozessbegleiterin berät die Schule dabei, wie etwa Ganztagsunterricht und individuelle Förderung künftig umgesetzt werden können. Günther Schrenk ist zuversichtlich, dass alles gut funktioniert. „Wir profitieren nur“, sagt er – etwa von kleineren Klassen und mehr Erziehern. Guten Zulauf hatte die Schule bereits in der Vergangenheit. „Jetzt müssen wir nur noch den Eltern begreiflich machen, dass ihr Kind ab sofort alle Abschlüsse bei uns machen kann.“

Davon haben viele Eltern schon gehört. „Trotzdem habe ich den Eindruck, dass uns noch grundlegende Informationen fehlen“, sagt Brigitte Peichel, die mit ihrem elfjährigen Sohn Lukas gekommen ist. Die neue Durchlässigkeit der Schule findet sie zwar sinnvoll. Aber ob das Konzept funktioniert, müsse man abwarten: „Bislang ist das alles Theorie.“ Ablehnen könne man die Sekundarschule nun ohnehin nicht mehr. „Deshalb versuchen wir auch, positiv ranzugehen.“

Das sieht Silvia Zabel anders. „Wir haben Bedenken, dass nun schwächere Schüler kommen, die den Unterricht stören“, sagt sie. Ihre Tochter wird wohl eine Realschulempfehlung bekommen. „Aber sie jetzt noch auf das Auslaufmodell Realschule zu schicken, das möchte ich ihr auch nicht antun.“ Und die Schule hier mache ja einen guten Eindruck.

Fragen gibt es dennoch viele: ob es stimme, dass die Kinder nun nicht mehr sitzen bleiben können, will ein Vater wissen. Wie das denn nun sei mit der Ganztagsschule, fragt ein anderer. Die Lehrer leisten Informations- und Überzeugungsarbeit. Auch der Leiter des Oberstufenzentrums Bürowirtschaft und Verwaltung, auf das die Schüler nach der zehnten Klasse gehen können, ist gekommen. Schulleiter Günther Schreck sieht nun allerdings auch den Bezirk in der Verantwortung: „Eine gemeinsame Informationsveranstaltung der künftigen Sekundarschulen wäre sinnvoll.“ Bislang sei eine solche Veranstaltung noch nicht geplant, so die Bildungsstadträtin des Bezirks, Anke Otto (Grüne).

Auch beim Tag der offenen Tür in der Hermsdorfer Carl-Bosch-Schule dreht sich vieles um die Reform. Ein rotes Banner kündet schon von der „zukünftigen Sekundarschule“, während auf einem Schild am Eingang noch „Hauptschule“ steht. „Für uns ist die Sekundarschule ein Schritt vorwärts“, sagt Leiter Dietmar Weißleder. Wie die Schülerschaft künftig zusammengesetzt sei, müsse man abwarten. „Aber wir spüren schon jetzt eine ganz andere Kooperationsbereitschaft an den Grundschulen.“ Die Herausforderung liege nun darin, auch die starken Schüler gut zu fördern.

Viele Eltern, die hier sind, haben an den Grundschulen vom Tag der offenen Tür an der künftigen Sekundarschule gehört. „Wenn es eine Hauptschule geblieben wäre, wäre ich nicht gekommen“, sagt etwa Timo Schmid. Sein zwölfjähriger Sohn wird voraussichtlich eine Realschulempfehlung bekommen. „Ich verspreche mir viel davon, dass er hier bis zum Abitur gehen kann“, sagt Schmid.

Auch Dinah Rüh sieht die neue Schulform positiv: „Die Schüler werden nicht mehr abgestempelt und haben es leichter, vorwärtszukommen“, sagt sie. Trotzdem: Information fehlt auch ihr. „Ich habe das Gefühl, dass sogar die Lehrer noch nicht genau wissen, was auf sie zukommt“, sagt sie. Nur wenige Eltern stehen der Sekundarschule hier skeptisch gegenüber: Die Klassen würden jetzt größer als in der Hauptschule, bedauert zwar eine Mutter. Die meisten sehen aber eher die Chancen, die sich nun bieten.

Und die, die künftig die neuen Schüler der Sekundarschulen sein werden? Die bleiben gelassen. „Ich finde es gut, dass jetzt alle zusammen lernen“, sagt etwa der zwölfjährige Tim, der ohne die Reform wohl auf eine Realschule gegangen wäre.

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