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Schulsport: Berlins Kinder sollen abnehmen

Senat startet Programm gegen Übergewicht. Vor allem in der Schule soll durch Sport der Kampf gegen zu hohes Gewicht aufgenommen werden.

Mit mehr Sport in der Schule sollen Berlins Kinder schlanker werden. „Wir wollen die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen innerhalb der nächsten fünf Jahre um ein Prozent verringern“, sagte der für Sport zuständige Staatssekretär Thomas Härtel (SPD) bei der Vorstellung des „Leitbilds für die Sportmetropole Berlin“. Derzeit gelten in Berlin knapp zwölf Prozent der Kinder als zu dick, das Gewicht der Kinder wird in jedem Jahr bei der Einschulung ermittelt. Zwar ist der Anteil der übergewichtigen Kinder bei der Einschulung in den vergangenen Jahren konstant geblieben, mit steigendem Alter nehmen die Kinder jedoch immer mehr zu, bundesweit gilt jedes fünfte Kind als übergewichtig, aber schon jeder dritte Jugendliche.

Vor allem in der Schule will der Senat den Kampf gegen zu hohes Gewicht aufnehmen. „Ich höre immer wieder von Sportlehrern, die übergewichtigen Kinder seien nicht sportfähig. Aber das kann nicht sein, dann muss man eben einen anderen Sport anbieten“, sagte Härtel, „wir wollen eine bewegte Schule, dazu gehört tägliche Bewegung.“ Derzeit finden in der Regel nur drei Sportstunden in der Woche statt. Auch gesunde Ernährung müsse in der Schule eine stärkere Rolle als bisher spielen, sagte Härtel.

Die Absicht des Senats findet die Gesundheitsexpertin Christiane Petersen „sehr lobenswert, das sollten auch andere Städte machen“. Die Hamburger Ärztin leitet das bundesweite Aktionsprogramm „Moby Dick“, das auch in Berlin über das Deutsche Rote Kreuz angeboten wird. Der Sport in der Schule sei mit dem Problem allerdings überfordert. „Viele Lehrer in Grundschulen seien keine ausgebildeten Sportlehrer, „und gerade übergewichtige Kinder kann der Lehrer nicht einfach so durch die Halle scheuchen“, sagte Petersen. Sie bräuchten eigene Übungen, weil nicht nur ihre Motivation geringer sei als die der anderen, sie verletzten sich auch häufiger.

Der Schule will Petersen das Problem ohnehin nicht allein überlassen. Meistens benötigten die Kinder eine Therapie, das Aktionsprogramm „Moby Dick“ habe bei 70 Prozent der Kinder eine dauerhafte Gewichtsreduzierung erreicht. Die Krankenkassen übernehmen dabei häufig bis zu 100 Prozent der Kosten. Das ist auch deshalb wichtig, weil Übergewicht ein soziales Problem ist und in sozial schlechter gestellten Milieus häufiger vorkommt. In Berlin sind gerade in Wedding, Tiergarten und im nördlichen Neukölln mehr als 20 Prozent der eingeschulten Kinder zu schwer, unter Kindern türkischer Herkunft beträgt der Anteil an übergewichtigen Kindern fast 22 Prozent.

Der Landessportbund, der das neue Leitbild gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Inneres und Sport erarbeitet hat, fängt mit der Bekämpfung des Übergewichts schon früh an, durch Kooperationen zwischen Sportvereinen und Kitas. Erhebungen der Senatsverwaltung für Gesundheit haben ergeben, dass die Kinder im Durchschnitt deutlich weniger zu Übergewicht neigen, je länger sie in die Kita gehen.

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