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Berlin: Schwarzfahrer sollen sich in der S-Bahn nicht sicher fühlen

In der nächsten Woche bläst die S-Bahn GmbH zur Jagd auf Schwarzfahrer. In einer "Aktionswoche" unter dem Motto "Hilfe, die Kontrollettis kommen" will das Unternehmen notorischen Schwarzfahrern klar machen, dass sie sich ohne Fahrschein in den Zügen der S-Bahn nie sicher vor Kontrollen fühlen können.

In der nächsten Woche bläst die S-Bahn GmbH zur Jagd auf Schwarzfahrer. In einer "Aktionswoche" unter dem Motto "Hilfe, die Kontrollettis kommen" will das Unternehmen notorischen Schwarzfahrern klar machen, dass sie sich ohne Fahrschein in den Zügen der S-Bahn nie sicher vor Kontrollen fühlen können. Den ehrlichen Fahrgästen wolle man gleichzeitig zeigen, dass das Fahren ohne Fahrschein auf Kosten der ehrlichen Kunden nicht akzeptiert werde, sagte am Mittwoch Marketing-Leiter Wolfgang Kramer.

Für das Unternehmen sind die Schwarzfahrer ein teurer Faktor. Etwa 11 Millionen Mark an Einnahmen gehen durch die nicht gekauften Fahrscheine verloren. Daneben gestellt werden müssen jedoch die Aufwendungen für die Kontrollen, zu denen die S-Bahn keine Angaben machte.

Dabei hat die S-Bahn nach ihren Angaben eine verhältnismäßig geringe Quote von Schwarzfahrern. Sie beträgt nach Kramers Angaben 3,5 Prozent. Die BVG, die lange Jahre offiziell einen ähnlichen Wert angab, geht mittlerweile davon aus, dass 7 Prozent der Kunden ohne gültiges Ticket unterwegs sind. Die BVG hat, nicht zuletzt nach Rügen des Rechnungshofes, in den vergangenen Jahren die Kontrollen intensiviert. 400 Mitarbeiter werden inzwischen dafür nach Angaben von Unternehmenssprecherin Barbara Mansfield "rund um die Uhr" eingesetzt.

Seit kurzem sind die Kontrolleure fast ausschließlich in Dienstkleidung unterwegs, was zu keinen Änderungen bei der Zahl der ertappten Schwarzfahrer geführt habe. Bei den Kontrollen riegelt die BVG zusammen mit der Polizei auch Bahnhöfe komplett ab. Die S-Bahn hat nach Kramers Angaben in den vergangenen eineinhalb Jahren ebenfalls ihre Kontrollen ausgeweitet. Sie finden vorwiegend in den Zügen statt. In ihnen sind täglich etwa 200 "Kontrollettis" unterwegs - meist in Zivil. "Zu keiner Zeit kann ein Fahrgast mehr sicher sein, dass er nicht nach dem Fahrschein gefragt wird", sagte Kramer.

Mit einem Anteil von 22,8 Prozent in der Sünderstatistik bilden die 20- bis 25-Jährigen die Spitzengruppe, gefolgt von den 15- bis 20-Jährigen (21,7 Prozent) und den 23- bis 30-Jährigen (13,9 Prozent). Dabei bilden jedes Mal die Männer die eindeutige Mehrheit, hat die S-Bahn ermittelt. Die meisten Schwarzfahrer werden zwischen 12 und 16 Uhr ertappt (31,5 Prozent), dann folgen die Zeiträume 16 bis 20 Uhr (27,1 Prozent), 8 bis 12 Uhr (23,7 Prozent) und 20 bis 24 Uhr (8,3 Prozent). Die Lieblingslinie der Schwarzfahrer ist die S 4 (Bernau-Westhafen), gefolgt von der S 7 (Ahrensfelde-Potsdam) und der S 1(Wannsee-Frohnau/Oranienburg). "Diese Werte berücksichtigen wir auch bei den Kontrollen", kündigte Kramer an. Die "Aktionswoche" beginnt am Montag mit Schwerpunktkontrollen zwischen 7 und 21 Uhr auf den Linien zwischen Ost- und Westkreuz sowie von 13 bis 21 Uhr zwischen Westend und Köllnische Heide. Einen Teil der Kontrollen kündigt die S-Bahn bewusst vorher an. Zur "Aktionswoche" gibt es auch Plakate sowie Spots im Hörfunk.

Zu den Schwarzfahrern zählen in der Statistik aber auch Fahrgäste, die irrtümlich keinen oder einen falschen Fahrschein gekauft oder ihn aus Versehen nicht entwertet haben. Vor allem Touristen und Gelegenheitsfahrer haben es oft schwer, sich im Tarif-Dschungel zurechtzufinden. Dann hängt es vom Fingerspitzengefühl der Kontrolleure ab, ob sie einen unfreiwilligen Sünder ebenfalls zur Kasse bitten. 60 Mark beträgt das "erhöhte Beförderungsentgelt". S-Bahn und BVG würden es am liebsten auf 100 Mark erhöhen, was jedoch nur bundeseinheitlich möglich ist. Wer häufiger erwischt wird, muss mit einer Strafanzeige rechnen.

Auch wer seine Umweltkarte vergessen oder am Monatsanfang keine neue Marke aufgeklebt hat, gilt statistisch als Schwarzfahrer. Bei Jahreskartenbesitzern, bei Abonnenten und bei Zeitkarteninhabern ermäßigen BVG und S-Bahn das erhöhte Entgelt jedoch auf 10 Mark, wenn die Marken innerhalb von sieben Tagen vorgezeigt werden. Diese "Gnade" gibt es offiziell innerhalb von zwölf Monaten aber nur einmal.

Keine Rolle spielt nach Kramers Ansicht die Höhe der Tarife. Sie steigen im August erneut. Eine Monatsmarke Premium fürs Tarifgebiet ABC kostet dann immerhin 150 Mark - weit mehr als das erhöhte Beförderungsentgelt beträgt.

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