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Berlin: Schwarzfahrt im Verkehrsmuseum

Budapest, km 1838: Die Tram rollt, die Zeit ist stehen geblieben

Bloß nicht mit dem Auto durch Budapest fahren, sagen alle. Also nehmen wir die Straßenbahn. Was da an die Haltestelle rollt, wäre in Berlin längst zur Cocktailbar unfunktioniert worden. Nach Überwinden einer hohen Stufe steht man in einem holzverkleideten Raum mit dünn gepolsterten Stühlchen und vielen Halteschlaufen an der Decke. Die 25Watt-Glühlampen spenden braunes Licht, das zum Lesen nicht reicht und beim Hinausschauen in die Nacht nicht stört. Ein paar Leute sitzen schweigend und mustern jeden Zugestiegenen.

Noch familiärer wird die Atmosphäre, wenn sich nach dem schnarrenden Warnton die hauchdünnen Türen geschlossen haben. Neben jeder Tür hängt ein Locher, in den man den Fahrschein von oben einfädeln und mit kräftigem Ruck perforieren muss. Sofern man einen Fahrschein hat.

Das 100-Forint-Stück ähnelt der Zwei-Euro-Münze, aber es ist nur 40 Cent wert. Größeres Hartgeld gibt es nicht, aber am Automaten hilft kein schöner Schein. Ohne Kleingeld hat man keine Chance, und der Fahrer ist hinter der Tür unerreichbar. Während die Bahn unter dem Fuß der berühmten Kettenbrücke durchrumpelt, betrachtet man die ungarischen Buchstabenkolonnen auf dem Automaten und versteht dank des englischen Zusatzes, dass Schwarzfahren mindestens 1000 Forint kostet. Weil man die Strafe wohl auch in Scheinen zahlen kann, setzt man also eine entspannte Miene auf, lässt sich am Ufer entlangschaukeln und betrachtet das dunkle Donauwasser, das genauso schnell ist wie man selbst.

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