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Berlin: Schwedische Härte

Zwei Nazi-Gegner aus Berlin stehen in Stockholm nach Protest gegen rechten Aufmarsch vor Gericht

Von Frank Jansen

Junge Nazi-Gegner aus Berlin sind in Schweden mit der Justiz in Konflikt geraten. Nach teilweise gewaltsamen Protesten gegen einen rechtsextremen Aufmarsch im Dezember in Stockholm stehen seit gestern zwei radikale Linke in der schwedischen Hauptstadt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 21 Jahre alten Männern Landfriedensbruch, Sachbeschädigung sowie versuchte Sachbeschädigung vor. Die Angeklagten waren am 10. Dezember Teilnehmer einer Spontandemonstration in der Stockholmer City, bei der es zu Krawallen kam. Die Berliner sollen sich an dem Versuch beteiligt haben, mit bengalischem Feuer ein Auto anzuzünden.

Jahr für Jahr fahren junge Linksradikale aus Deutschland und anderen Staaten im Dezember nach Stockholm, um dort gegen ein Neonazi-Ritual zu protestieren – bei dem auch Berliner und andere Deutsche mitmischen. Der Anlass: Im Dezember 2000 kam im Vorort Salem der rechtsextreme Skinhead Daniel Wretström bei einer Schlägerei mit Asylbewerbern ums Leben. Neonazi-Gruppen in Schweden stilisieren den Toten zum Märtyrer und veranstalten jedes Jahr im Dezember Gedenkmärsche. Daran nehmen nicht nur Anhänger der als besonders brutal geltenden einheimischen Szene teil, auch aus mehreren Ländern Europas reisen Neonazis an. So zogen am 10. Dezember 2005 etwa 1200 Rechtsextremisten durch Stockholm. Im Namen der deutschen „Kameraden“ hielt Lutz Giesen eine Rede, ein notorischer Einpeitscher des rechten Milieus in Berlin.

Am Rande des Aufzugs nahm die Stockholmer Polizei mehrere deutsche Neonazis und Linksradikale fest. Fast alle kamen nach kurzer Zeit wieder frei, nur die beiden Berliner sitzen noch in Untersuchungshaft. Eine „Berliner Solidaritätsgruppe“ aus dem Umfeld des Vereins „Rote Hilfe“ hält der Stockholmer Polizei vor, die zwei „Antifaschisten“ seien erst drei Stunden nach der linken Spontandemonstration festgenommen worden. Im Sommer 2001 hatten bereits mehrere Berliner Linke nach Krawallen bei Protesten gegen einen EU-Gipfel in Göteborg harte Strafen erhalten.

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