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Schwedt: Kinderklinik wurde zum Notfall

Schwedt kämpft mit Folgen des Ärztemangels.

Am Ende gab es in der Kinderabteilung des Schwedter Krankenhauses nur noch zwei Assistenzärzte und den Chefarzt. Und der hatte sich auch noch längerfristig krankgemeldet. Den Medizinermangel in Brandenburgs Randregionen hatte auch das Krankenhaus der uckermärkischen Stadt zu spüren bekommen. Die Klinikleitung sah sich gezwungen, Ende März das Aus für die 20-Betten-Abteilung zu verkünden. Seither müssen die kleinen Patienten in Notfällen nach Eberswalde oder über die Landesgrenze nach Pasewalk gebracht werden. Das bedeutet mindestens 45 Minuten Fahrzeit.

Uckermärkische Politiker und Unternehmen schlugen daraufhin in einem offenen Brief Alarm. „Die medizinische Infrastruktur wird immer mehr zum harten Standortfaktor“, heißt es in dem Papier. Der „medizinische Versorgungsauftrag“ müsse erfüllt werden. Auch der Kreistag verabschiedete eine Resolution zur Erhaltung der Klinik. Man habe keine andere Wahl gehabt, verteidigte sich die Leitung des Krankenhauses, das zum privaten Asklepios- Konzern gehört. Man habe seit zwei Jahren bei Kinderärzten für einen Job geworben. Doch wegen der Randlage Schwedts sei das besonders schwierig. Der Asklepios-Konzern, nach eigenen Angaben Europas größte private Krankenhausgesellschaft mit 35 000 Mitarbeitern und 100 Krankenhäuser allein in Deutschland, schaltete sogar Headhunter ein. Zudem warb der Konzern auch mit attraktiven Vergütungen. Doch kein Bewerber wollte in die Uckermark, die, eine Autostunde von Berlin entfernt, mit ihren hunderten Seen noch als attraktivste Randregion der Mark gilt.

Die Wende brachte erst ein Krisengespräch bei Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der seinen Wahlkreis in der Uckermark hat. Bis „Oktober 2012“, soll die Kinderabteilung wieder öffnen. Womit der Konzern bisher allein gescheitert sei, bei der Gewinnung von Kinderärzten für die Klinik, soll laut einem Unternehmenssprecher in einer konzertierten Aktion gemeinsam mit Land, Stadt und Landkreis gelingen. Motto: „Die Uckermark sucht ihre Helden für die kleinen Patienten.“ An dem Treffen am Mittwochabend in der Staatskanzlei hatte auch Konzern-Vorstand Ulrich Wandschneider teilgenommen.

Erleichtert reagierte der uckermärkische Landrat Dietmar Schulze (SPD), der die schlechte Kommunikation von Konzern und Land kritisierte. Es sei unnötig der Eindruck vermittelt worden, als ob es um eine dauerhafte Schließung ginge, sagte er. Die Kinderklinik könne und dürfe gar nicht einfach dichtgemacht werden. In der rot-roten Regierungskoalition hatte Stefan Ludwig, Linke-Landeschef und Vizefraktionschef im Landtag, die Schließung der Kinderklinik als Folge der Privatisierung des Schwedter Krankenhauses durch die Kommune bezeichnet.

Schwedt ist kein Einzelfall. Die Krankenhausgesellschaft des Landes sucht derzeit 170 Mediziner. Und vielerorts fehlen Landärzte.Thorsten Metzner

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