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Berlin: Schwelbrände werden oft erst spät erkannt Warum Dacharbeiten eine häufige Brandursache sind

Fahrlässigkeit bei Dacharbeiten war nach ersten Ermittlungen die mögliche Ursache des Brandes der Philharmonie. Für den Chef der Berliner Feuerwehr, Wilfried Gräfling, ist diese vorläufige Erkenntnis der Brandexperten des Landeskriminalamtes schon „fast ein typischer Klassiker“.

Fahrlässigkeit bei Dacharbeiten war nach ersten Ermittlungen die mögliche Ursache des Brandes der Philharmonie. Für den Chef der Berliner Feuerwehr, Wilfried Gräfling, ist diese vorläufige Erkenntnis der Brandexperten des Landeskriminalamtes schon „fast ein typischer Klassiker“. Es sei schon augenfällig, sagt er, „dass bei größeren Dachbränden häufig zuvor Dacharbeiten mit dem Schweißbrenner vorgenommen wurden“. Erst am vergangenen Donnerstag hatte sich ein Dachstuhlbrand in einem Altenheim in Lichterfelde-West ereignet, nachdem dort oben Bauarbeiter am Werk gewesen waren.

Eine „potenzielle Gefahr“ sind laut Gräfling vor allem Schweißarbeiten an Dachpappebahnen. Diese sogenannten „Elefantenhäute“ werden häufig als Feuchtigkeitssperre zwischen die Dachziegel und das Dämmmaterial eingezogen. Um die einzelnen Bahnen miteinander zu verbinden, werden sie mit der Flamme eines Schweißbrenners erhitzt und in weichem Zustand verklebt. Dabei könne sich das Dämmmaterial oder die hölzerne Unterkonstruktion derart stark erhitzen, „dass eine zunächst gar nicht erkennbare Glut entsteht“, erläutert der Landesbranddirektor. Diese Gefahr bestehe besonders in komplizierten Bereichen, beispielsweise beim Verkleiden von Nischen mit Dachpappe.

Gräfling: „Ein solcher Minischwelbrand kann mehrere Stunden unerkannt bleiben und sich unter Blechverkleidungen ausbreiten, bevor er offen ausbricht.“ Für die Dachdecker sind deshalb nach solchen Arbeiten Brandwachen vorgeschrieben, was bedeutet: „Sie müssen über längere Zeit alle paar Stunden kontrollieren, dass alles in Ordnung ist“, sagt der Geschäftsführer der Berliner Dachdecker-Innung, Rüdiger Thaler.

In welchen Zeitabständen diese Brandwache durchgeführt wird, ist allerdings nicht vorgeschrieben. Das bleibe dem einzelnen Handwerker überlassen und werde vor allem nachts möglicherweise nicht immer streng genug praktiziert, vermuten Feuerwehr- und Kripoexperten.

Ob die Brandwache ausreichend war, ist auch bei der späteren Suche nach dem Verantwortlichen für einen Brand vor Gericht ein häufiger Streitpunkt. CS

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