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Berlin: Schwer verrechnet

Viele Rektoren halten die aktuellen Zehntklässler-Prüfungen für zu schwierig. Besonders in Mathematik wird eine hohe Durchfallerquote erwartet

Berlins erste zentrale Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss hatten es offenbar in sich: Einige Haupt- und Realschulleiter befürchten, dass extrem viele ihrer Schüler gescheitert sind, weil vor allem die Mathematikaufgaben schwerer waren als erwartet. Sie fordern von der Senatsverwaltung für Bildung, den Bewertungsmodus nachträglich zu ändern, damit weniger Schüler durchfallen.

„40 bis 50 Prozent der Haupt- und Realschüler in Tempelhof-Schöneberg haben die Mathematikprüfung nicht bestanden“, lautet die grobe Abschätzung eines Schulleiters in dieser Region. Insbesondere die Migranten seien nicht in der Lage gewesen, die Aufgabenstellung zu verstehen. Deshalb hätten sie gar nicht die Chance gehabt, ihre Rechenfähigkeit unter Beweis zu stellen.

Besonders dramatisch ist die Lage an den Hauptschulen. Weniger als fünf Prozent seiner Schüler hätten die Matheprüfung geschafft, vermutet Ralf Schiweck von der Schöneberger Waldenburg-Hauptschule. Ähnlich frustrierend ist die Lage an der Weißenseer Heinz- Brandt-Hauptschule. Leiterin Karla Werkentin kündigt deshalb an, dass sie und weitere Rektoren die Senatsverwaltung für Bildung bitten werden, die Mindestpunktzahl für ein Bestehen der Prüfung abzusenken.

Auch Realschulleiter würden sich dieser Forderung anschließen. „Denn bei einer einzigen Sechs ist alles vorbei“, sagt Marlis Meinecke-Dietrichs von der Neuköllner Röntgen-Realschule. Die Vorschriften für den Mittleren Schulabschluss sehen nämlich vor, dass eine Sechs nicht durch Zweien oder Dreien ausgeglichen werden kann. Dies ist nur bei einer Fünf möglich. Selbst wenn ein Schüler ansonsten im Schuljahr nur gute Zensuren hatte, kann ihn die am 10. Mai geschriebene zentrale Mathematikprüfung den Abschluss kosten. Schon jetzt stellen sich Rektoren wie Achim Gutt von der Mariendorfer Hermann-Köhl- Haupt-/Realschule darauf ein, „dass es viele Wiederholer geben wird“. So viele, dass es nächstes Jahr eng werden könnte in den zehnten Klassen.

Die Senatsverwaltung für Bildung hält es noch für zu früh, solche Erwartungen zu kommentieren. Bislang hat man dort den Eindruck, dass die Deutsch-, Mathematik- und Fremdsprach-Prüfungen für die 33 000 Zehntklässler „problemlos verlaufen sind“. Erste Reaktionen aus den Schulen zeigten, dass die Aufgaben „dem erwarteten Anspruchsniveau“ entsprochen hätten. Die Ergebnisse für ganz Berlin sollen zum Ende des Schuljahres vorliegen.

Unterdessen gibt es allerdings auch noch ganz andere Kritik: Aus Gymnasien war – wie letztes Jahr – zu hören, dass die Prüfungen „viel zu leicht waren“. sve

Die Prüfungsaufgaben im Internet:

www.isq-bb.de

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