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Berlin: Sechs Jahre Haft nach tödlichem Angriff auf den Vater 22-Jähriger griff bei Streit um laute Musik zum Messer

In einem banalen Streit um zu laute Musik hatte Philipp M. plötzlich ein Messer gezogen und immer wieder auf seinen Vater eingestochen.

In einem banalen Streit um zu laute Musik hatte Philipp M. plötzlich ein Messer gezogen und immer wieder auf seinen Vater eingestochen. Eine „ungezügelte Wut“ sei in den Stichen gewesen, hieß es gestern im Urteil. Eine Wut, die sich in einem jahrelangen Konflikt zwischen Sohn und Vater aufgestaut habe. Die Richter gingen davon aus, dass es eine Tat im Affekt war. Wegen Totschlags wurde gegen den 22-Jährigen eine Haftstrafe von sechs Jahren verhängt. Die Anklage war zunächst von Mord ausgegangen.

Der Sohn saß am 8. Juni dieses Jahres wie so oft in seinem Zimmer unter dem Dach eines Mehrfamilienhauses in Steglitz. Der Vater schimpfte, weil ihm die Musik zu laut war. Als der 63-jährige Ingenieur Hans-Jürgen M. schließlich ins Zimmer des Sohnes kam und die Lautsprecherboxen abbauen wollte, zog Philipp ein Taschenmesser. Über 20 Mal stach er auf seinen Vater ein, siebenmal ins Herz. Der Sohn hatte vor dem Berliner Landgericht erklärt, er habe sich wieder einmal vom Vater „beleidigt und provoziert“ gefühlt. Es habe nach den jahrelangen Reibereien bei ihm „klick“ gemacht.

Das Familiendrama habe eine lange Vorgeschichte, sagte die Richterin. Der Vater habe in Philipp, den ältesten von drei Söhnen, große Erwartungen gesetzt. Doch der enttäuschte ihn immer wieder. Der Vater habe sich blamiert gefühlt, weil Philipp in der Schule versagte. Dieser habe mit Trotz reagiert. Er brach die Lehre ab, suchte sich keine Arbeit, saß schließlich fast nur noch in seinem Zimmer und hörte Musik.

Der Vater habe sich zwar bemüht, Gutes zu tun, hieß es im Urteil. Doch der Sohn fühlte sich ungeliebt. Beide seien „Dickschädel" gewesen. Mit der Tat habe sich der Sohn „auch selbst alles zerstört, was tragfähige Wurzeln hat“, sagte die Richterin. K.G.

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