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Berlin: Sein Potsdamer Platz

Fred Hürst war 15 Jahre lang Manager des Grand Hyatt Hotels. An Stars war er nie interessiert. Sie kamen trotzdem – vor allem die Musiker.

Soll man gehen, wenn’s am schönsten ist? Fred Hürst, der General Manager des Grand Hyatt am Potsdamer Platz glaubt, dass das genau richtig ist. Mit 64 Jahren will der gebürtige Schweizer noch mal einen Neuanfang wagen.

Als Hürst vor 15 Jahren seinen Posten am Potsdamer Platz antrat, kam ihm alles ziemlich grau und kalt vor. Der Platz sei damals auch noch nicht wirklich fertig gewesen, erinnert er sich. „Sie haben für die Eröffnung nur alles Baugerät im Tiergarten-Tunnel versteckt und danach weitergebaut.“ Das Hotel war zwar fertig, musste anfangs aber einiges an Kritik einstecken, weil es zu kühl und zu dunkel wirkte. In den folgenden Jahren hat Hürst konstant am Wärmeregler gedreht. Geholfen hat am Ende vor allem ein neues Beleuchtungskonzept. Auch die Kunstsammlung hat er aufgebaut.

Sein persönliches Aufwärmerlebnis bescherte ihm Goldie Hawn, die zur Bambi-Verleihung gekommen war. Bei der Ankunft war sie erst enttäuscht. „Wenn ich schon in Europa bin, dann soll das Hotel auch so aussehen wie Neuschwanstein“, hat sie dem Manager zur Begrüßung gesagt. Am Abend aber hatte sich die Stimmung gedreht, und sie begrüßte ihn mit Küsschen.

Die Zahl der Hotelzimmer hat sich in Hürsts Zeit am Potsdamer Platz verdreifacht. Zusammen mit Vertretern anderer Fünf- Sterne-Hotels hat er den Kreis „Berlin Exklusiv“ gegründet zur Rettung der Preisraten. Einfach ist das nicht. „Berlin hat 10 000 Hotelbetten mehr als New York.“ Glücklicherweise hat er viele Stammgäste, Top-Manager, die teils schon 200 Nächte im Grand Hyatt gewohnt haben. Über ein Kompliment hat sich Hürst immer am meisten gefreut. Wenn jemand sagt: „Bei Ihnen gibt es ständig etwas Neues ...“

Filmstars haben eher weniger im Hotel gewohnt, obwohl es zur Berlinale Pressezentrum und Hauptquartier des Festivalchefs Dieter Kosslick ist. Die Stars kommen zwar alle zur Pressekonferenz ins Haus. Aber Hürst war nie sonderlich erpicht darauf, sie auch bei sich unterzubringen. Lohnt nicht. „Die bleiben doch nur eine Nacht.“ Viel lieber hat der Geschäftsmann seine schönsten Suiten über die gesamte Festspielzeit an Filmfirmen vermietet – viel lukrativer als das schnelle Glitzern. Was nicht bedeutet, dass er keine Stars im Hause hatte. Nur kamen die eher aus der Musik als aus dem Filmgeschäft. Claudio Abbado hat schon im Grand Hyatt geträumt, Anne Sophie Mutter, David Garrett, aber auch Popstars wie die Eagles, Rihanna, Beyoncé und Shakira. Und natürlich Udo Lindenberg, dessen Musical gleich nebenan läuft. Mit der französischen Pianistin Hélène Grimaud ist sogar eine Freundschaft entstanden. Musiker schätzen das Hotel, weil zwei Suiten mit Flügeln ausgestattet sind. Dass eine Popgruppe, wie früher die Stones, mal ein Hotelzimmer auseinandernimmt, ist heute offenbar nicht mehr zu befürchten. Im Gegenteil. „Manche bitten uns, während ihres Aufenthaltes die Minibar zu leeren, damit sie gar nicht erst in Versuchung geraten.“

Das Berliner Hauptquartier will Hürst behalten, vor allem für den Sommer. Den Winter will der begeisterte Skifahrer aber wieder mehr in seiner ursprünglichen Heimat, der Schweiz, verbringen. „Schließlich war ich 27 Jahre nicht da ...“. Er freut sich auf einen selbstbestimmteren Alltag.

An einen der größten Coups in der alten Heimat erinnert er sich noch gut. Damals war er bei Mövenpick tätig und hatte die Aufgabe, das Konzept für „Marché“ zu entwickeln. Die Selbstbedienungsrestaurants gab es zuerst als Raststätten an Schweizer Autobahnen. Später kamen Filialen auch nach Berlin.

Aber sein Herz schlug doch mehr für Hotels. Das Haus am Potsdamer Platz hat er von Beginn an mitkonzipiert. „Damals trafen wir uns im alten Weinhaus Huth, und ringsum war nichts.“ Heute ist das nur noch schwer vorstellbar. Der Potsdamer Platz ist viel besser angenommen worden, als man damals erwartet hatte. Auch für die Zukunft ist Hürst optimistisch, obwohl der Platz gerade mal wieder verkauft wird. Der SEB Immobilienfonds, dem er nach Daimler gehörte, hatte sich zunächst nach einem Interessenten für den ganzen Platz umgesehen, dann aber begonnen, einzelne Gebäude zu verkaufen. Als Erstes übernahm ein Fonds aus Katar das Grand Hyatt und brachte sofort eine große Tafel über dem Eingang an der Alten Potsdamer Straße an, damit auch jeder weiß, wer die neuen Besitzer sind. Hürst scheint nicht unglücklich, dass er sich mit denen nicht mehr auseinandersetzen muss, obwohl er hofft, dass sie investieren werden. Das Haus wird weiter von Hyatt betrieben. Trotzdem: „Ich habe viel Herzblut hineingesteckt“, sagt er. Und geht vielleicht auch deshalb, solange es am schönsten ist.Elisabeth Binder

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