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Berlin: Sekundenschnell entwaffnet

Acht Polizisten verhinderten den Amoklauf im Gericht. Sie wurden geehrt

Beim Fußball nennt man so etwas eine 1:1-Situation: Polizeiobermeister Reiner Schottenhammel steht mit gezogener Waffe vor Heinz F., der ebenfalls eine Pistole in der Hand hält. „Polizei! Waffe weg!“, ruft Schottenhammel ihm zu. Und Heinz F., der dort im ersten Stock des Sozialgerichts in Mitte mit offenem Hemd vor ihm steht, legt tatsächlich die Waffe weg. Und auch die Fernbedienung, mit der er die russische Panzermine, die er kurz zuvor auf dem steinernen Treppengeländer abgelegt hatte, hätte zünden können. „In dem Moment habe ich ihn zur Seite gestoßen. Wir sind dann zu viert auf ihn rauf und haben ihn zu Boden gestoßen“, sagt der 46-jährige Schottenhammel. Die anderen vier Kollegen standen mit gezogenen Waffen zur Absicherung bereit.

Weil Heinz F. sich dafür rächen wollte, dass die Kosten für eine Operation nicht übernommen worden waren, stürmte der 62-Jährige aus Vogelsang (Landkreis Oder-Spree) – wie berichtet – am Dienstag schwer bewaffnet in das Gerichtsgebäude in der Invalidenstraße. Die Überwältigung des Täters dauerte nur wenige Sekunden. „Zum Glück, denn so hatte Heinz F. keine Zeit zu überlegen“, sagt Polizeiobermeisterin Kirstin Scheffer (31). Sie gehört zu den acht Beamten des nahe gelegenen Abschnitts 33, die am Donnerstag vom Polizeipräsidenten für ihren „vorbildlichen Einsatz“ mit einer Urkunde und einer Uhr geehrt worden sind. Schließlich haben sie verhindert, dass der Täter das Gericht in die Luft sprengt.

Von dem Gebäude wäre nicht viel übrig geblieben – da ist sich die Polizei sicher. Der Sprengstoffgehalt der russischen Mine betrug 7,5 Kilogramm. Eine weitere befand sich nicht zusammengebaut in seinem Auto. Woher Heinz F., der bis 2001 mit seiner Familie in Neukölln lebte, die Waffen hatte, ist noch immer unklar. „Wir wissen nur, dass es keine Minen aus dem Zweiten Weltkrieg sind“, sagte ein Polizeisprecher. Heinz F. hat wahrscheinlich in seiner Werkstatt neben seinem Haus in Vogelsang bei Eisenhüttenstadt an der Mine herumgebastelt. Dass der Rentner in den achtziger Jahren bei den Republikanern gewesen sein soll, konnte der Staatsschutz nicht bestätigen. „Gegen ihn wurde bislang auch nicht wegen politisch motivierter Taten ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher.

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