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Warten auf die Spiele. Ein wenig Olympia ist ja schon da in Berlin – auch wenn es nur die Ringe und das Stadion sind.

© Mike Wolff

Selbstbewusste Hauptstadt: Berlin steht für Olympia 2024 bereit

Nach den Spielen in London wächst in Deutschland der Wunsch nach einer eigenen Bewerbung um das größte Sportereignis der Welt.

Berlin und auch Hamburg signalisierten Interesse an den Spielen 2024, München möchte nach der gescheiterten Kampagne für die Winterspiele 2018 einen weiteren Anlauf für 2022 starten. „Wenn Deutschland zu unseren Lebzeiten Sommerspiele bekommt, dann kann es eigentlich nur in Berlin klappen“, sagte Senatssprecher Richard Meng am Sonntag. Zunächst müsse sich aber der Sport für Sommer- oder für Winterspiele entscheiden. Im Falle von Sommerspielen „sind wir bereit“.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der eine Stadt als Bewerber vorschlägt, gab sich zurückhaltend. „Wir freuen uns sehr über das Interesse der Städte und werden es aufnehmen“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach auf Anfrage. Eine Bewerbung für die Sommerspiele 2020 ist nicht mehr möglich, dafür ist die Frist verstrichen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte kürzlich eine Berliner Bewerbung gefordert: „Ich bin der festen Überzeugung, dass Deutschland nur mit Berlin eine reelle Chance hätte.“ Er warf Bach sportpolitische Taktik vor. Wenn man Winter- und Sommerspiele gegeneinander ausspiele, werde man nicht erfolgreich sein. Bach ist Vizechef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ihm werden Ambitionen auf die Nachfolge von IOC-Präsident Jacques Rogge nachgesagt. Die Wahl erfolgt in einem guten Jahr – zeitgleich mit der Kür der Olympiastadt 2020. Falls Tokio den Zuschlag erhalten sollte, würden die Chancen für Sommerspiele 2024 in Europa steigen – allerdings auch für Istanbul.

Video: IOC-Präsident Jacques Rogge - "Diese Spiele waren etwas ganz Großes"

Die letzten deutschen Bewerbungen waren gescheitert. Berlins Kampagne für die Spiele 2000 war in der Stadt umstritten und fiel international durch. Leipzig, das sich für diesen Sommer beworben hatte, unterlag bereits in der Vorauswahl. München überzeugte mit einem nachhaltigen Konzept für Winterspiele 2018, verlor aber gegen das südkoreanische Pyongchang. Die nächsten Winterspiele 2014 finden im russischen Badeort Sotschi statt, zwei Jahre später ist Rio de Janeiro Gastgeber der Sommerspiele.

Die Opposition ist skeptisch, ob Berlin reif für die Spiele ist.

Münchens Bewerbungsgesellschaft hatte zuletzt den Willen erkennen lassen, sich erneut zu bewerben. Anlass war der Verzicht der USA auf eine Bewerbung für 2022. In einem internen Schreiben an die Bewerbungsgesellschaft, das dem Tagesspiegel vorliegt, warnten Bach und DOSB- Generaldirektor Michael Vesper aber vor Eile. Für einen erneuten Anlauf „bedarf es eines klaren politischen Willens und der mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung“. Bach und Vesper schrieben, erst wenn im Bund und in Bayern neu gewählt worden sei und die Spiele 2020 vergeben worden seien, könne eine „Entscheidung seriös getroffen werden“.

Video: Die Abschlussfeier in London

Die CSU wie auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) verlangen vor einer Entscheidung für München die Beteiligung der Bürger. FDP-Landeswirtschaftsminister Martin Zeil sieht keinen Gegensatz zwischen einer Münchner und einer Berliner Bewerbung: „Die Ausrichtung der Winterspiele 2022 in Bayern sowie der Sommerspiele 2024 in Deutschland wären eine großartige Chance.“ Dieses Szenario gilt aber als unrealistisch. Der Berliner Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) würde deshalb München zunächst den Vortritt lassen.

Für Sommerspiele hätte Berlin gute Voraussetzungen. Neben großen Hotelkapazitäten gibt es moderne Sportstätten. Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) mutmaßt, man müsse „gar nicht so viel neu bauen“. Er sorge sich eher um die Sicherheitsproblematik, „die in London ja eine neue Dimension erreicht hat“. Diese Frage sieht auch Piraten-Fraktionschef Christopher Lauer kritisch: Flugabwehrraketen auf Wohnhäusern wie in London halte er nicht für erstrebenswert. Davon abgesehen traue er der Stadt weder eine professionelle Bewerbung noch das finanzielle und logistische Management der Vorbereitungen zu. Daran zweifelt auch Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop: „Klaus Wowereits Senat hat bisher weder die S-Bahn wieder flott gekriegt noch das Großprojekt Flughafen gemanagt.“

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