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Berlin: Senat droht Investor mit Platzverweis

Walter Bau will finanzielles Risiko auf das Land abwälzen - Berliner WM-Pläne in GefahrH. Stark und H.

Walter Bau will finanzielles Risiko auf das Land abwälzen - Berliner WM-Pläne in GefahrH. Stark und H. Toeppen

Bei den Verhandlungen über den Umbau des Olympiastadions hat der ausgewählte Investor offensichtlich zu hoch gepokert. In Senatskreisen heißt es, die Walter Bau AG stelle unzumutbare Forderungen. Berlin werde sich nicht erpressen lassen. Falls der Investor dabei bleibe, das finanzielle Risiko auf das Land Berlin abzuwälzen, sollen Gespräche mit einem anderen Investor aufgenommen werden. Dadurch gerät der Zeitplan für Bewerbung zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ernsthaft in Gefahr. Erwogen wird inzwischen sogar wieder, das Stadion ohne Fremdinvestor umzubauen.

Der Senat hatte die Augsburger Walter Bau AG im Dezember als "bevorzugten Investor" ausgesucht. Walter Bau hatte zugesichert, das Stadion für den Festpreis von 517 Millionen Mark umzubauen. Doch seitdem ziehen sich die Verhandlungen hin.

Ursprünglich sollten sich die Baukosten folgendermaßen zusammen setzen: 175 Millionen Mark kommen von Walter Bau. Weitere 95 Millionen Mark leiht die öffentliche Hand an Walter Bau. 225 Millionen geben Berlin und der Bund. 22 Millionen Mark erwirtschaftet das Betreiberkonsortium aus Walter, dem Land Berlin sowie Hertha BSC jährlich an Mieteinnahmen. Am liebsten, so heißt es in Verhandlungskreisen, würde Walter Bau gerne einen Immobilienfonds über den gesamten Eigenanteil von 175 Millionen Mark auflegen - das Geld käme dann von Privatinvestoren. Umfasst der Fonds nur 100 Millionen, werden 75 Millionen als Baudarlehen von der niederländischen Bank ABN-Amro erwartet, die an der Walter AG beteiligt ist. In beiden Fällen muss eine hohe Rendite garantiert sein, um die Versprechungen an die Fondsinvestoren halten zu können. Das Fonds-Modell birgt zudem enorme steuerliche Risiken.

Deshalb fordert Walter Bau laut Senatskreisen, Berlin solle Mieteinnahmen von zehn Millionen Mark jährlich garantieren - bislang sind es unter drei Millionen. Zusätzlich verlangt Walter Bau einen Kredit über 95 Millionen Mark - entgegen marktüblicher Konditionen zehn Jahre lang tilgungsfrei und mit einem sehr günstigen Zinssatz um sechs Prozent. Schließlich sollen die 225 Millionen Mark von Land und Bund nicht wie üblich erst dann bezahlt werden, wenn ein neuer Bauabschnitt beginnt, sondern früher: Im Mai die ersten 45 Millionen, Anfang 2000 und Anfang 2001 jeweils weitere 90 Millionen Mark.

In Senatskreisen gelten diese Forderungen als unzumutbar. Noch "in dieser Woche muss sich Walter Bau erklären, dann ist Schluss!", empörte sich ein Insider aus der Landesregierung. Wenn sich Walter Bau nicht schnell mit dem Land über die Sanierung des Stadions einig wird, sollen die Alternativen ins Auge gefasst werden: Den zweitplatzierten Bewerber beauftragen oder selber bauen. Wenn es mit den Bewerbern nicht klappt, "dann ist beschlossene Sache, dass wir es selbst machen", heißt es. Berlin strebt vor allem eine volle Haftung durch den Baukonzern und eine Bank-Garantie an, dass die erwarteten Millionen aus dem Immobilien-Fonds zusammenkommen.

Die Refinanzierung dürfte vor allem über die Mieteinnahmen laufen - die maßgeblich vom Erfolg von Hertha BSC abhängen. Deshalb fordert der Investor, dass das Land für Mieteinnahmen in Höhe von 10 Millionen Mark pro Jahr bürgt. Zurzeit liegen die Mieteinnahmen bei knapp drei Millionen. In die Betreibergesellschaft, die aus Hertha, Walter Bau und Berlin bestehen soll, will Hertha dem Vernehmen nach nur mit einem Betrag von etwa einer Million einsteigen.

Petra Reetz, Sprecherin des Bausenators, sagte,Strieder sei weiterhin "sehr optimistisch". "Gut Ding will Weile haben", sagte Reetz. "Wir werden uns nicht unter Druck setzen." Selbst Walter Bau spricht von "ein paar Schwierigkeiten, die aber in der Natur der Sache liegen". Zu den Forderungen des Unternehmens wollte sich das Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Hecklau nicht äußern. Er glaube nicht, dass "die Sache scheitern wird, dazu ist sie schon zu weit gediehen".

H. Stark, H. Toeppen

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