zum Hauptinhalt

Berlin: Senat fördert Projekte gegen Zwangsheirat

Parlament lobt Arbeit von Verein „Hatun und Can“

Der Senat betrachtet die Hilfe für Migrantinnen, die von häuslicher Gewalt, Zwangsehe und psychischer Unterdrückung betroffen sind, als eine sehr wichtige Aufgabe. Es sei gelungen, „trotz der sehr schwierigen Haushaltslage in den letzten Jahren den Anti-Gewalt-Bereich sowie die Migrantinnen-Projekte von Kürzungen auszunehmen“. Dies geht aus der Antwort von Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus aus der Frauenverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Bilkay Öney hervor.

Die B.I.G.-Hotline etwa verfüge über Dolmetscherinnen, die in 50 Sprachen beraten können (Tel. 611 03 00). Zahlreiche Fachtagungen, Rundschreiben an Lehrer und Gesetzesvorstöße erwirkten, dass die Öffentlichkeit sensibilisiert sei und betroffene Frauen sich eher an Beratungsstellen wendeten. Nahezu 40 Vereine, Projekte und Initiativen seien dem Senat bekannt, wie interkulturelle Frauenhäuser, Wohnprojekte und Beratungsstellen.

Den anlässlich des zweiten Todestages der von ihrem Bruder erschossenen Deutschtürkin Hatun Sürücü gegründete ehrenamtliche Verein „Hatun und Can“ hält der Senat für „sehr anerkennenswert“. Das zivilgesellschaftliches Engagement – vor allem junger Deutschtürkinnen, aber auch eines Berliner Rechtsexperten – könne für eine Frau entscheidend sein, weil sie „auf unbürokratische Hilfe zurückgreifen kann“. Der Integrationsbeauftragte Günter Piening habe bereits Gespräche mit dem Verein geführt „und im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten Unterstützung angeboten“. Der Senat hält es aber für sinnvoll, dass diese von Privatspenden abhängige Initiative mit anderen etablierten Institutionen vernetzt wird, weil Betroffene „sehr umfassende Unterstützung brauchen“. Hatun und Can e.V. soll in den Arbeitskreis Zwangsverheiratung mit eingebunden werden.

Vereinsgründer Andreas Becker sagte gestern auf Anfrage, man habe bislang elf Frauen aus Gefahr geholfen. Gerade habe sich eine Berlinerin per E-Mail an ihn gewandt, die „aus Blutrache als Wiedergutmachung in eine Familie einheiraten musste und von ihren Schwagern vergewaltigt wurde“. Über die Hilfsinitiative von Migrantinnen für Migrantinnen aus Berlin berichten jetzt auch amerikanische, kanadische und japanische Medien als Modell fürs eigene Land. kög

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false