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Berlin: Senat gibt kein Geld fürs Berliner Schloss

Rot-Rot streicht 80 Millionen Euro für den Neubau. Nutzfläche könnte deutlich geringer ausfallen

Dass sich Berlin vom Stadtschloss verabschiedet, kann Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss noch nicht glauben. „Berlin muss doch in die Zukunft investieren.“ Aber in den Koalitionsverhandlungen sind rund 80 Millionen Euro für den Bau des „Humboldt-Forums“ auf dem Schlossplatz gestrichen worden. Der Senat will sich nach dem Karlsruher Urteil nicht mehr an den Kosten beteiligen, wie aus den Verhandlungsprotokollen hervorgeht. „Ich hoffe, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen,“ meint von Boddien. Ohne Landesgeld könnte beispielsweise der Einzug der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) ins künftige „Humboldt-Forum“ scheitern. Der Neubau müsste dann im Innenbereich eine rund 20 000 Quadratmeter geringere Nutzungsfläche haben.

Noch gibt sich von Boddien „gelassen“. Der Bund, betont er, sei vor allem für den Schlossaufbau zuständig. Boddien verweist auf entsprechende Bundestagsbeschlüsse für den Wiederaufbau. Insgesamt soll der Bau mit der historischen Fassade, für die der Förderverein 80 Millionen Euro Spenden sammeln will, fast 600 Millionen Euro kosten, wovon der Staat vermutlich mehr als zwei Drittel trägt.

Aus dem Bundesbauministerium heißt es, die Weigerung Berlins, sich finanziell zu beteiligen, sei noch nicht offiziell vorgedrungen und „kränkelt den Prozess nicht an“. Man sei in der Planung, spreche mit den künftigen Nutzern über das Raumkonzept und wolle im Frühjahr 2007 Finanzierungsvarianten vorstellen.

Claudia Lux von der Zentral- und Landesbibliothek sagt, die Aussage des Senats sei der jetzigen Situation geschuldet. „Ich gehe davon aus, dass sich im Prinzip nichts geändert hat.“ Der Wiederaufbau sei eine große nationale Aufgabe, die Zentralbibliothek werde zur Belebung des Ortes beitragen.

Neben der Bibliothek sollen im Humboldt-Forum die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen und wissenschaftliche Sammlungen der Humboldt-Universität unterkommen. Das Grundstück teilen sich der Bund und Berlin. Dem Bund gehört das überbaute Gelände des Palastes der Republik. Berlin will aber nun allein die Freifläche davor mit dem Parkplatz unentgeltlich beisteuern.

Christian van Lessen

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