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Berlin: Senat will 40 Kilometer neue Radspuren anlegen

Markierungen auf 28 Straßen sollen bis Ende des Jahres fertig sein Fahrrad-Club kritisiert Benutzungs-Pflicht für Radwege auf dem Bürgersteig

Noch in diesem Jahr sollen in Berlin auf 28 Straßenabschnitten so genannte Radspuren angelegt werden – auf der Fahrbahn markierte Radwege. Damit steigt die Gesamtlänge der Fahrradspuren in Berlin von 60 auf 100 Kilometer, dazu kommen etwa 700 Kilometer Fahrradwege auf den Bürgersteigen.

Ein nur mit Farbe markierter Radstreifen auf der Fahrbahn sei die sicherste und günstigste Variante, habe die Prüfung der Verkehrslage der 27 Straßen ergeben, sagte Heribert Guggenthaler, Referatsleiter bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Gegenwärtig würden noch weitere Straßenabschnitte geprüft.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) begrüßt die Pläne der Senatsverwaltung. Das sei eine „positive Entwicklung". Bündnisgrüne und ADFC sind sich einig: Der Radfahrer gehört auf die Straße und nicht auf den Bürgersteig. Denn auf der Fahrbahn wird er vom Autoverkehr leichter gesehen, dadurch verringere sich die Unfallgefahr. Deshalb kritisiert der ADFC, dass immer noch Radwege gebaut werden, die den Fahrradfahrer verpflichten, auf dem Bürgersteig zu fahren. Erst vor kurzem hat die Straßenverkehrsbehörde nach dem Ende der Bauarbeiten auf der Schönhauser Allee in Pankow die Benutzung des Radweges auf dem Bürgersteigs zur Pflicht gemacht.

Solche Anlagen wären gefährlich, argumentiert der ADFC. Ein rechtsabbiegendes Fahrzeug kann den nahenden Radfahrer auf dem Gehweg leicht übersehen. Die Benutzungspflicht erhöhe die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles auf der Schönhauser Allee, sagt Benno Koch, ADFC-Landesvorsitzender und Fahrradbeauftragter des Senats. Der Fahrrad-Club macht eine solche Situation für die meisten schweren oder tödlichen Fahrradunfälle verantwortlich.

Eine Untersuchung der Polizei bestätigt Kochs Annahme: In den Jahren 1999 bis 2002 passierten auf dem oberen Teil der Schönhauser Allee (zwischen Schwedter Straße und Bornholmer Straße) 26 schwere Unfälle, einer davon tödlich. Auf diesem Abschnitt verläuft der Radweg auf dem Bürgersteig. Auf dem unteren Teil der Straße (zwischen Torstraße und Schwedter Straße), auf dem es damals noch keine Radwege gab, passierten keine Unfälle.

„Es geht darum, die Radfahrer vom Fließverkehr fern zu halten“, begründet die Straßenverkehrsbehörde, warum auf der Schönhauser Allee die Radler den Radweg benutzen müssen. Zwar entstehe bei Benutzen des Radweges ein „gewisses Gefährdungspotenzial“, doch wegen des starken Verkehrs und der relativ schmalen Fahrbahn sei der Radweg auf dem Bürgersteig die sichere Variante. Auch Michael Zeilbeck, Unfallexperte bei der Polizei, hält Radspuren nicht immer für die beste Lösung: „Mehr Sicherheit auf der Fahrbahn, das gilt nur für Radfahrer, die im Straßenverkehr sicher sind.“ Vor allem ältere Menschen und Kinder bräuchten die Trennung vom Autoverkehr, die eben durch Radwege auf dem Bürgersteig gegeben sei.

Friederike Ludewig

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