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Berlin: Senat will auf einen Neubau nicht verzichten - Kritiker schlagen nach Kostendesaster Umplanungen vor

Der Senat will nicht akzeptieren, dass die Bahn AG den Bahnhof Papestraße, der zur zweitwichtigsten Station in der Stadt werden sollte, nicht baut. Offiziell äußerte sich die Senatsverkehrsverwaltung gestern wie auch die Bahn AG nicht zu den am Wochenende bekannt gewordenen Überlegungen.

Der Senat will nicht akzeptieren, dass die Bahn AG den Bahnhof Papestraße, der zur zweitwichtigsten Station in der Stadt werden sollte, nicht baut. Offiziell äußerte sich die Senatsverkehrsverwaltung gestern wie auch die Bahn AG nicht zu den am Wochenende bekannt gewordenen Überlegungen. "Man sei davon überrascht worden", sagte die Sprecherin der Verwaltung, Petra Reetz. Intern hieß es jedoch, ein Bahnhof an der Papestraße sei zwingend erforderlich. Ein Verzicht komme nicht in Betracht. Immerhin sollten in diesem Bahnhof täglich knapp 200 000 Fahrgäste ein- und aussteigen.

Der Bahnhof gehört zum so genannten Pilzkonzept, das die Bahn und der Senat gemeinsam beschlossen hatten. Kernpunkt ist der neue Nord-Süd-Tunnel, der derzeit gebaut wird. Neue Fernbahnhöfe waren in Gesundbrunnen, im Schnittpunkt des Tunnels mit der Stadtbahn (Lehrter Bahnhof) und an der Papestraße geplant. Hinzu kommt der Regionalbahnhof Potsdamer Platz. Nur mit diesem Konzept setzten sich die Bahn und der Senat gegen die Bürgerinitiative Westtangente durch, die statt dessen einen Ausbau der Ringbahn gefordert hatte.

Fachleute beim Senat plädieren jetzt dafür, wenigstens einen provisorischen Halt auch an der Papestraße zu bauen. Die vorgesehene Halle über den Gleisen könne dann später folgen. Dass der Bahn beim Bau der Nord-Süd-Strecke die Kosten davon laufen, überraschte dagegen nicht. Dies war schon lange bekannt. Vier Milliarden Mark sollte der Bau kosten. Jetzt kommen, wie berichtet, bis zu 1,8 Milliarden Mark hinzu. Um die Kosten etwas aufzufangen, könnte man den kompletten Ausbau des Bahnhofes Papestraße zeitlich strecken, zeigen Fachleute Verständnis für die Finanzierungsprobleme der Bahn. Michael Cramer von Bündnis 90/Grüne und Norbert Rheinlaender von der Bürgerinitiative Westtangente forderten gestern, die Gelegenheit zu nutzen und den Bahnhof ganz umzuplanen. Beide lehnen das bisherige Konzept ab, das vorsieht, einen "Autofahrerbahnhof" mit 2550 Stellplätzen zu bauen. Auch dies treibe den Baupreis nach oben. Der Bahnhof soll 640 Millionen Mark kosten. Um Geld zu sparen, hatte die Bahn bereits im Vorfeld darauf verzichtet, im Bahnhof eine direkte Verbindung zwischen den Bezirken Schöneberg und Tempelhof zu schaffen. Passanten müssten nach den derzeitigen Plänen einen Umweg durch die Ringbahnhalle der S-Bahn machen, die über den Nord-Süd-Gleisen liegt. Der Senat wollte kein Geld zuschießen.

kt

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