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CAMPUS BERLIN-BUCH: Senat will Autobahnanschluss für Buch Exzellenz-Standort für die Wissenschaft

Wowereit stellt Planfeststellungsverfahren in Aussicht. Wissenschaftsstandort soll gefördert werden

Von Sabine Beikler

Auf Nicht-Mediziner wirken die Schaubilder voller Codes, Abkürzungen und Bindestrichen an der Wand wie eine bunt gemischte Buchstabensuppe. Nikolaus Rajewsky kennt solche Fragezeichen in den Gesichtern und sagt: „Das ist ein DNA-Netzwerk. Das funktioniert wie in der Politik. Alle reden miteinander und wollen eine Entscheidung. Wir sehen hier mit mathematischer Sicherheit, dass daraus ein Magen geformt wird.“ Institutsleiter Rajewsky erforscht mit anderen Wissenschaftlern komplexe Prozesse in der Genregulation im Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) auf dem Campus Buch. Erst vor zwei Wochen entschied der Senat, für den Neubau des Instituts 30 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Und in Zukunft könnte es in Buch auch einen eigenen Autobahnanschluss geben.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will sich für eine bessere Anbindung des Berliner Nordostens einsetzen. „Wir wollen die Infrastruktur in Buch verbessern. Der Senat wird ein komplexes Planfeststellungsverfahren positiv begleiten“, sagte Wowereit am Dienstag nach einer auf den Campus Buch verlagerten Senatssitzung. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) werde die Voraussetzungen für eine Autobahnanbindung prüfen. Nach 2003 war es der zweite Besuch, den die gesamte Senatoren- und Staatssekretärsriege dem Campus Buch abstattete.

Wowereit hob hervor, dass Buch gerade im Bereich Biologie und Medizin für die Spitzenforschung anziehend ist. Wissenschaftler könne man inzwischen auch aus den USA für den Berliner Standort abwerben, bestätigte Walter Rosenthal, Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und Vorsitzender der BBB Management GmbH Campus Berlin-Buch.

Wowereit betonte erneut, dass er die Ankündigung des Bundes voll unterstütze, sich an der Charité zu engagieren. „Berlin steht bereit für ein solches Engagement“, sagte Wowereit. „Nur gemeinsam“ könnten Bund und Länder den Wissenschaftsstandort Deutschland weiterentwickeln, damit dieser auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sei. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte eine Beteiligung des Bundes an der Charité in Aussicht gestellt. Allerdings geht es zunächst um Kooperationen außeruniversitärer Einrichtungen mit Universitäten wie es auf dem Campus Buch schon praktiziert wird. Bisher darf der Bund nur Forschungsprojekte mit den Ländern unterstützen. Um die Beteiligung des Bundes an Unis zu vereinfachen, müsste das Grundgesetz geändert werden.

Auf dem Campus Buch konnte sich der Besuchertross auch von der Leistung eines der weltweit stärksten Magnetresonanz-Tomographen überzeugen. In Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Physikern können die Wissenschaftler ein schlagendes Herz eines Probanden abbilden. Wie Flügeltüren gehen die Herzklappen auf, die Auflösung ist ausgezeichnet. Damit kann man frühzeitig Krankheiten erkennen. Mediziner Florian von Knobelsdorff hofft, dass das Gerät in einem Jahr auch Patienten zugute kommt.

Buch besteht nicht nur aus Forschung. Mit dem „Ludwig Park“ auf dem historischen Krankenhausensemble entstanden auch 60 Wohnungen, die verkauft oder vermietet sind. Die Kaltmiete beträgt rund 6,75 Euro, sagte Geschäftsführer Andreas Mätzold, Geschäftsführer der BBB Management GmbH, die seit 1996 für die Entwicklung des Areals zuständig ist. Und es gibt noch mehr Potenzial: Die ehemalige Brunnengalerie an der Karower Chaussee ist 100 Meter breit und für die Erweiterung des Campus vorgesehen. Einen Interessenten gibt es schon: Die Firma Glycotope will dort einen Produktionsstandort errichten. Das Biotech-Unternehmen Glycotope gewann 2010 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg. Mätzold hofft, dass das Pankower Bezirksamt das Gelände bald als Bauland ausweist.

DAS GELÄNDE

Nach der Wende entstand auf dem 32 Hektar großen historischen Areal eine

Forschungslandschaft
für Biomedizin und Biotechnologie. Institute, Kliniken, die Charité und Unternehmen arbeiten eng zusammen. Mehr als 200 Millionen Euro von Bund, Land und EU flossen in die Infrastruktur des Campus mit rund 2700 Beschäftigten.

DIE EINRICHTUNGEN

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und das Leibniz-

Institut für Molekulare

Pharmakologie machen

Grundlagenforschung. Das MDC betreibt mit der Charité das Experimental and Clinical Research Center. 30 Millionen Euro bewilligte der Senat für das Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB).

DIE FORSCHUNG

Das BIMSB wird im Herbst das europaweit erste

Sequenziergerät erhalten, das DNA-Moleküle hochwertig auslesen kann. Auf dem Campus sind drei der weltweit stärksten Magnetresonanz-Tomografen in Betrieb. Mit einem modernen Bildgebungsverfahren kann ein schlagendes Herz in hoher Auflösung abgebildet werden.sib

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