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Berlin: Senat will mehr Transparenz für Patienten

Neuer Krankenhausplan enthält erstmals vergleichende Fallzahlen von Berliner Kliniken

Von Sabine Beikler

Eine einleuchtende Logik: Je öfter ein Chirurg operiert, desto mehr Praxis erlangt er – und desto erfolgreicher verlaufen die Eingriffe. Das kann man auch auf Krankenhäuser übertragen. Ähnlich wie der große Klinikvergleich in der Tagesspiegel-Serie enthält der am Mittwoch vorgestellte Krankenhausplan bis 2008 Diagramme mit Fallzahlen von 21 bösartigen Tumorerkrankungen und wie viele Fälle davon die jeweiligen Berliner Krankenhäuser behandelt haben. „Bei geringen Fallzahlen kann man von einer minderen Versorgungsqualität für die Patienten ausgehen“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse.

Beispiel Behandlungen bösartiger Tumorbildungen am Dickdarm: Spitzenreiter mit rund 105 Operationen pro Jahr ist in Berlin das Helios Klinikum Emil von Behring in Zehlendorf, gefolgt vom Sana Klinikum Lichtenberg. Schlusslichter mit unter zehn Tumoroperationen am Dickdarm pro Jahr sind dagegen das Franziskus Krankenhaus, das Vivantes Klinikum Hellersdorf, das Hubertus Krankenhaus und das Bundeswehr Krankenhaus.

„Wir wollen mehr Transparenz für die Patienten“, sagt Schulte-Sasse. Sobald das Abgeordnetenhaus den Krankenhausplan – noch vor der Sommerpause – zur Kenntnis genommen hat, will die Senatsgesundheitsverwaltung die Daten veröffentlichen.

Die gesetzlichen und privaten Kassen begrüßen die Tabellen mit den Fallzahlen von Tumorerkrankungen pro Krankenhaus. „Das hätte man auch in anderen Bereichen machen müssen“, sagt Karl-Heinz Resch, Chef des Berliner Ersatzkassenverbandes. „Für den Patienten ist nicht entscheidend, ob ein Unternehmen in Existenznöte kommt, wenn es zum Beispiel keinen Versorgungsauftrag mehr bekommt, sondern ob die Qualität gesichert ist“, sagt Rolf D. Müller, Sprecher der Krankenkassenverbände und der privaten Krankenversicherungen.

Dennoch geht den Kassen der Krankenhausplan nicht weit genug: Sie fordern „strukturelle Anpassungen“ vor allem in der Universitätsmedizin wie zum Beispiel die Zusammenlegung von Abteilungen oder die Schließung eines Standortes. Dass das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) hinter vorgehaltener Hand zur Disposition stehen könnte, ist für das Steglitzer Klinikpersonal offensichtlich: „Es wird in Steglitz so lange konstant Stellenabbau betrieben, bis das Klinikum nicht mehr arbeitsfähig ist“, sagt Professor Hans Scherer, Leiter der HNO-Abteilungen im UKBF und in der Charité Campus Mitte. Staatssekretär Schulte-Sasse sagt zur Diskussion über die Schließung eines Universitätsstandortes lediglich: „Die Forderungen der Kassen sind nicht ganz unfundiert.“ Einen weiteren Kommentar lehnt er ab.

Obwohl Berlin bundesweit mit 55 Betten pro 100 000 Einwohner die geringste Bettendichte im stationären Bereich hat, werden bis 2008 wie berichtet bis zu 1635 Betten abgebaut: Die Zahl würde dadurch von 21 135 auf 19 500 sinken. Im gemeinnützigen Bereich soll die Bettenzahl von derzeit 8815 auf 8496, bei den öffentlichen Kliniken von 5859 auf 5757, bei den Unikliniken von 3240 auf 2991 und im privaten Klinikbereich von 3249 auf 2991 reduziert werden.

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