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Steglitzer Kreisel: Senat will Objekt selbst sanieren

Eine Stiftung will den Steglitzer Kreisel aus privaten Mitteln sanieren, übernehmen und für seine Zwecke neu herrichten. Doch für die Senatsbehörde kommt wohl eher ein Verkauf nach öffentlicher Sanierung in Betracht.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Wir könnten übermorgen anfangen“, sagt der Architekt Gert Eckel, der für die Stiftung Meridian den Steglitzer Kreisel zu einem „Kultur-Kraftwerk“ umbauen will. Doch die Finanzverwaltung steht dem Angebot des Investors, das leerstehende Hochhaus sofort zu übernehmen, aus privaten Mitteln zu sanieren und für neue Zwecke herzurichten, sehr zurückhaltend gegenüber. Für die Senatsbehörde kommt wohl eher ein Verkauf nach öffentlicher Sanierung in Betracht.

Das geht aus einem vertraulichen Bericht der Finanzbehörde hervor, der am Mittwoch im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses besprochen wird. Das landeseigene Immobilienmanagement (BIM) hat bereits Tatsachen geschaffen: Bis Ende Juni soll ein Unternehmen den Zuschlag erhalten, die Asbestbeseitigung in dem 118 Meter hohen Gebäude zu planen und die Sanierung zu überwachen. Für die Projektsteuerung wurden auch schon Angebote eingeholt. „Von Januar bis Juni 2012 erfolgt die europaweite Ausschreibung für die Bauausführung. Der Baubeginn ist für Juli 2012 vorgesehen“, schreibt die Finanzbehörde.

Der momentan einzige „Kaufinteressent, der an seinen Erwerbsabsichten festhält“, wird nur am Rande erwähnt. Ergänzt durch die Bemerkung, dass dieser Investor eine „finanzielle Beteiligung“ des Landes Berlin erwarte. Na klar, sagt Eckel, der für die private Meridian Stiftung den Kreisel wiederbeleben will: Die Asbestsanierung koste laut amtlich bestelltem Gutachten 31,3 Millionen Euro. Der Verkehrswert des Rohbaus betrage 12 Millionen Euro. Daraus errechne sich ein negativer Kaufpreis von knapp 20 Millionen Euro, den das Land Berlin dem Käufer zahlen müsste. „Aber erst nach der Asbestsanierung, die machen wir selbst auf eigene Kosten“, versichert der Architekt. Dafür wolle man den renommierten Hamburger Asbestexperten Klaus Naumann beauftragen.

Erst wenn die Sanierung behördlich abgenommen ist, will die Stiftung die 20 Millionen Euro vom Senat abrufen. Sie möchte im Kreisel insgesamt 45 Millionen Euro verbauen, weitgehend aus eigener Kraft. „Wir brauchen nur 6,5 Millionen Euro Kredite“, sagt Eckel. Das Hochhaus soll an drei Seiten und auf dem Dach mit 15 000 Quadratmeter Solarzellen verkleidet werden. Das Konzept verspricht tagsüber eine „attraktive Fassade“ und in der Dunkelheit künstlerisch gestaltete „Lichtspiele“ mit LED-Leuchten und Farbflächen. Die drei Obergeschosse werden zur Erlebnis-Gastronomie mit Fernsicht umgestaltet. Die übrigen Etagen sollen Malern, Musikern und Theaterleuten gratis als Ateliers, Übungs- und Lagerräume zur Verfügung gestellt werden.

Die Stiftung will außerdem 100 000 Euro jährlich für soziale und andere Zwecke spenden, um die Umgebung des Kreisels zwischen Hermann-Ehlers-Platz, Schwartz’scher Villa, Schloßpark-Theater und Adria-Kino aufzuwerten. In enger Abstimmung mit den Fraktionen in der BVV Steglitz-Zehlendorf. Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) bestätigt, dass im Bezirk das Projekt wohlwollend begleitet wird. „Aber ich empfehle dem Investor, zur eigenen Sicherheit bald einen Bauvorbescheid zu beantragen.“ Doch erst einmal will die Stiftung dem Bauunternehmen Becker & Kries als Miteigentümer des Kreisels am 9. Juli ihr ungewöhnliches Konzept nahebringen.

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