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Seniorenveranstaltungen in der Urania sind seit langem populär. Jetzt gibt es damit Probleme.

© Kitty Kleist-Heinrich

Senioren in der Urania: Varieté in der Urania fällt aus

Über die eigentlichen Ursachen für die Probleme streiten sich die Beteiligten. Hintergrund ist offenbar eine höhere Raummiete.

Von Fatina Keilani

Erst gingen die Damen zum Friseur, dann warfen sie sich in die Lurex-Bluse, und dann ging es los: zum „Varieté-Nachmittag in der Urania“, einem Event, auf das sich viele Berliner Senioren freuen. Zum Preis von 15 Euro erleben sie einen Nachmittag mit Sängern, Tänzern und Artisten; die Reihe gibt es seit 50 Jahren.

Doch dieses Jahr ist die Vorfreude vergebens: Das Ereignis fällt aus. Zwölf Shows waren angesetzt, sie sind regelmäßig ausverkauft, 860 Leute passen in den Humboldt-Saal. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Entertainer Bert Beel, der seit 30 Jahren dabei ist, als Opening Act fungierte und öfters als Conférencier durchs Programm führte.

Tickets werden offenbar trotzdem weiter verkauft. In der Urania ist man ratlos bis wütend; Chef Ulrich Bleyer weiß noch nicht, wie es weitergeht. „Vermutlich stehen mehrere tausend Senioren mit Eintrittskarten da, die zwar bezahlt, aber nun wertlos sind“, sagt er. Der Gründer und Patriarch der Veranstaltungsreihe, Erich Richter, hatte alles selbst unter Kontrolle, er verkaufte die Karten, organisierte die Künstler. Im Sommer starb er 94-jährig; zuvor hatte er den Verein Erich Richter Kultur dazu bestimmt, sein Werk fortzuführen. Im Oktober klappte dies auch noch.

Den Künstlern steht es frei, Engagements anzunehmen

„Der Enkel von Herrn Richter hat alles gut organisiert“, sagt Beel. Nun sei er aber nicht auffindbar und auch sonst niemand vom Verein. Die Künstler hätten keine Verträge, die Miete an die Urania sei nicht gezahlt. Ist es etwa Betrug? Das mag Beel sich nicht vorstellen. „Dann hätte er ja schon mit dem Geld aus der ersten Serie verschwinden können“, sagt er. Am Dienstag lädt die Urania zur Pressekonferenz, mit Bleyer, Beel als künstlerischem Leiter und Andrea Wittwer von der Künstlervermittlung. Die Künstler hat man mittlerweile freigestellt, Engagements anzunehmen.

Der einzige Künstler mit Vertrag ist offenbar Ilja Richter (nicht mit Erich verwandt); er sollte eigentlich am 22. Februar auftreten. An den Vorstand des Vereins heranzukommen, sei ihm noch nicht gelungen, sagt Bleyer. Auch dem Tagesspiegel gelang es zunächst nicht, Kontakt zu bekommen.

Erst am späten Sonntagnachmittag erreichte die Redaktion eine Stellungnahme von Mirko Hannemann, Vereinsvorstand und Enkel Richters. Er rechnete vor, wie die Kostenstruktur der Varietés aussieht, und wies darauf hin, dass die Urania die Kosten für die zwölf Veranstaltungstage im November 2017 von 23.000 auf über 39.000 Euro erhöht habe. „Das hat uns einen Schock versetzt. Unter diesen Bedingungen ist eine solche Veranstaltung bei gleichbleibenden Ticketpreisen nicht tragfähig“, so Hannemann.

Der Verein arbeite ehrenamtlich, könne das so nicht finanzieren. Er wollte noch am Abend eine Stellungnahme auf der Website veröffentlichen. Nachfrage in der Urania: Stimmt das? Bleyer zeigt sich „irritiert, in ein solches Licht gerückt zu werden“. Die Preise wurden tatsächlich regelmäßig erhöht.

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