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Senioren: Tausende Wohnungen werden altersgerecht umgebaut

Altenheim oder zu Hause? Die Frage nach der passenden Wohnung ist eine der wichtigsten für älter werdende Menschen. Vor allem dann, wenn sie allein leben – wie rund die Hälfte aller Berliner.

Die Möglichkeiten beschränken sich heute nicht mehr nur auf die klassische Frage: Altenheim oder zu Hause? Ob Senioren-WG, betreutes Wohnen oder technische Hilfsmittel zu Hause, die Möglichkeiten in Berlin sind vielfältig – und gemeinsam mit dem demografischen Wandel rücken sie immer mehr in den Fokus.

Die meisten wollen noch immer gern in der eigenen Wohnung bleiben, sagt David Eberhart, Sprecher des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). „Alternative Wohnformen spielen keine so große Rolle wie man denkt.“ Die städtische Degewo, Berlins größtes Unternehmen mit 70 000 Wohnungen, vermietet inzwischen zehn Senioren-WGs – unter anderem in Marzahn, Köpenick und Gropiusstadt, die von freien Trägern, wie Diakonie, Caritas oder Vereinen, betrieben werden. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schätzt das Interesse an gemeinschaftlichen Wohnformen aufgrund einer Befragung derzeit noch sehr gering ein. In ihrem Auftrag hat die Stattbau GmbH 2008 eine Beratungsstelle für generationsübergreifendes Wohnen eingerichtet.

Im Mehrgenerationenhaus in Mitte glaubt man, dass das Interesse schon jetzt viel größer ist. In Berlin gibt es inzwischen neun solcher Häuser, die als Begegnungszentrum im Stadtteil oft eng mit Wohnprojekten zusammenarbeiten. In Mitte ist ein monatlicher Stammtisch zu dem Thema sehr gut besucht. „Aber in der Praxis gibt es viele Hürden“, sagt Organisatorin Djamila Younis. Schwierig sei es vor allem, den passenden, altersgerechten Wohnraum zu finden. Der Umbau der Wohnungen, ob für eine WG oder nicht, beschäftigt zunehmend die Wohnungsbaugesellschaften. Da müssen Türschwellen entfernt, Bäder und Küchen vergrößert werden. Im Märkischen Viertel baut die Gesobau gerade 13 000 Wohnungen altersgerecht um. Die Degewo, deren Mieter zu 38 Prozent 60 Jahre oder älter sind, hat ein Finanzierungsmodell entwickelt, durch das sie den Mietern 2500 bis 4000 Euro für den Umbau zur Verfügung stellt. „Die Resonanz ist verhältnismäßig gering“, sagt Konrad Schwarz. Er glaubt, dass viele Menschen sich nicht trauen, mit diesem Anliegen zu ihrem Vermieter zu kommen. „Wenn die Leute merken, dass es nicht mehr geht, ist es meist zu spät.“

Eine gute Möglichkeit ist das 2007 eingeführte Sophia (Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alltag). Es besteht aus einem technischen Notfallsystem in Form eines Armbands, mit dem Hilfe geholt werden kann, und einer sozialen Betreuung, die regelmäßigen Kontakt zu den älteren Menschen hält und rund um die Uhr erreichbar ist. Die Kosten von mindestens 39,90 Euro monatlich können teilweise von der Pflegeversicherung übernommen werden. Insgesamt nutzen dieses System in Berlin bereits 200 Menschen. „Das wächst kontinuierlich“, sagt Konrad Schwarz.

Solche Systeme seien unabdingbar, „wenn wir wollen, dass die Menschen lange zu Hause leben können“, sagt Franz Dormann. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat gezeigt, dass durch alternative Wohnformen die derzeit explodierenden Kosten für Pflege um 30 Prozent gesenkt werden können. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Menschen ein aktiveres Leben führen und weniger Zeit allein zu Hause verbringen. Hier spielt vor allem die nachbarschaftliche Hilfe eine große Rolle.

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