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Berlin: Seniorin überfallen, verschleppt, ausgeraubt Kidnapper zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt

Es war kein Zufall. Die Täter hatten die Kladower Villa ausspioniert.

Es war kein Zufall. Die Täter hatten die Kladower Villa ausspioniert. Weil sie dort das große Geld witterten. Als Apothekerin Karin W. gerade in ihre Garage gefahren war, schlugen die Männer brutal zu. Sie entführten die 67-jährige Frau schließlich in ihrem eigenen Auto. Das war vor elf Monaten. Nun hörte die Frau Worte eines der Gangster. Er wolle „auf menschliche Art um Verzeihung bitten“, meinte Sergie O. gestern als Angeklagter. Was sollte sie, die acht Stunden Todesangst durchlitten hat, darauf sagen?

Karin W. war am 10. November 2003 gegen 18 Uhr 30 mit ihrem roten Passat auf ihr Grundstück an der Uferpromenade gefahren. Ihr Mann war nicht zu Hause. In der Garage tauchten plötzlich zwei maskierte Männer auf. Sie schlugen und knebelten die Frau, entführten sie ihn ihrem Wagen. Durch Todesdrohungen eingeschüchtert, gab sie ihre EC-Karte und die Geheimzahl heraus. Das Opfer wurde in einer zuvor aufgebrochenen Laube in einer Gartenkolonie in Staaken eingesperrt, während die Entführer 2500 Euro an Geldautomaten abhoben.

Der Angeklagte Sergie O. stammt aus Moldawien. Zwei Wochen vor dem Überfall war er mit einem gefälschten Pass illegal nach Berlin gekommen. „Es gab Bestellungen für Autos“, sagte der 28-Jährige, der unter mehreren Aliasnamen registriert ist und bereits drei Mal aus Deutschland ausgewiesen wurde. Erstmals nannte er den Namen seines mutmaßlichen Komplizen. Und er versuchte, seinem Kumpel Jurie die Hauptschuld in die Schuhe zu schieben. „Jurie hatte die Idee“, behauptete er. Jurie habe auch die Villa ausgekundschaftet. Und auch die Beute steckte sich zum großen Teil angeblich Jurie ein. „Er benötigte das Geld für seine Hochzeit“, erklärte O., „ich bekam nur 160 Euro.“

Als Karin W’s Mann nach Hause kam, standen die Türen offen. Die Villa war durchwühlt, seine Frau verschwunden. Karin W. wurde gegen zwei Uhr morgens befreit – mit zwei gebrochenen Rippen, Hämatomen im Gesicht, Stauchungen an der Wirbelsäule und geschwollenen Handgelenken. Bis heute spüre sie die Folgen des Überfalls, geblieben sind Schlaflosigkeit und Angstzustände im Dunkeln. „Mir wurde Rache angedroht, falls ich zur Polizei gehe.“ Auf Sergie O. waren die Ermittler durch sein Handy gekommen. Karin W. erinnerte sich, dass die Täter während der Entführung telefoniert hatten – einer war in der Laube, der andere in der Bank. Die Ermittlungen führten zum Angeklagten. Wegen erpresserischen Menschenraubes und Körperverletzung wurde O. zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Kerstin Gehrke

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