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SERIE LESERDISKUSSION: Auf die Sonnenseite

Der Hermannplatz soll verschoben werden.

Rutsche, Kletterpilz und Schaukel wird es auf dem Hermannplatz nicht geben. Das kann Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) schon mal definitiv ausschließen. Spielplätze habe man in Neukölln genug, und für einen ständigen Wachschutz am Buddelkasten fehle das Personal.

Familienfreundlicher sollte der oft von lärmenden Jugendlichen und abstürzenden Trinkern okkupierte Platz aber auf jeden Fall werden. Darin waren sich die Teilnehmer der Platz- da!-Diskussion im Kaufhaus Karstadt einig. Die Pläne des Landschaftsarchitekten Gero Goldmann wurden mit wohlwollender Kritik bedacht. Die Grundidee, die Platzfläche auf die Sonnenseite zu verschieben und die Straßen auf die Nordseite, stieß auf allgemeine Zustimmung. Das zu realisieren, hat sich der Bezirk ohnehin seit Jahren vorgenommen, allein, es fehlt wie immer am Geld. 2015 könnte es vielleicht klappen. Und dann müssten die Planungen ja mit dem Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg abgestimmt werden, sagt Blesing, weil der ja zwei Straßen verwaltet, die in den Platz münden.

Auch Ingrid Hermannsdörfer, zuständig für „städtebauliche Kriminalprävention“ im Landeskriminalamt, findet die Platzverlegung auf die Sonnenseite „eine gute Idee“. So könnten mehr Cafés und Restaurants den Platz als Terrasse nutzen, mehr Arbeitnehmer und ältere Menschen würden sich dort aufhalten und die soziale Mischung positiv verändern. Trotzdem sollten Bänke und Poller, die Planer Goldmann vorschlägt, aus „vandalismussicheren Materialien“ gefertigt sein.

Moderator und leitender Redakteur des Tagessspiegels, Gerd Nowakowski, mahnte an, noch mal über Bäume nachzudenken, denn der Verzicht darauf behage einigen Platzliebhabern nicht. Eine Begrünung ist in den Plänen nicht vorgesehen, weil direkt unter dem Pflaster die U 8 verläuft. Wenn schon keine Bäume, müsse allerdings eine andere Idee her, um Schatten zu schaffen für die Tage mit Sommerhitze, sagte Quartiersmanager Thomas Helfen.

Helfen warnte davor, bis 2015 mit Verbesserungen auf dem Platz zu warten, denn viele zugezogene Familien seien in fünf Jahren möglicherweise schon wieder weggezogen. Gleichzeitig sollten Obdachlose und Junkies nicht vom Platz vertrieben werden, sonst würden sie sich in den angrenzenden Wohngebieten herumtreiben.

Hermannsdörfer stellte daraufhin klar, dass eine Verdrängung der Problemgruppen nicht angestrebt werde, sondern eine bessere soziale Kontrolle durch möglichst viele unterschiedliche Nutzer, die hier Angebote finden. Eine „Selbstregulierung“ sei besser als die Bewachung durch die Polizei wie in den vergangenen Jahren. Nowakowski brachte es auf die Formel: „friedliche Koexistenz“, nach dem Vorbild Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg. Dort gehen sich Familien und Trinkerszene erfolgreich aus dem Weg.

Unter den Diskutanten waren überproportional viele Fahrradfahrer, die einige Planungsdetails monierten: Zu wenige Bügel zum Abschließen, zu schmale Radstreifen auf den Fahrbahnen. Blesing konnte sich die süffisante Bemerkung nicht verkneifen, dass Radfahrer grundsätzlich „faule Wesen“ seien, nicht bereit, zwischen Abstellbügel und U-Bahn-Eingang ein paar Meter zu laufen. „Das Rad wird direkt am Ziel angeschlossen“ – an Laternen, Brüstungen oder was sich eben so findet. loy

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